Sonntag, 27. August 2017

Alles gut?

Vor zwei Wochen sah es anders aus, die erbärmliche Vorstellung (das Wort Leistung verbietet sich hier) von Osnabrück ließ Schlimmes für diese Saison ahnen. Doch wesentlich schwerer wog meiner Meinung nach, dass sich die Vereinspolitik, die sich nach wie vor von Angst und Bedenken treiben lässt auf dem Spielfeld widerspiegelte.
Mut- und ideenlos, uninspiriert und mit veränderten Situationen überfordert war der HSV in diesem Pokalspiel und genau so habe ich die handelnden Personen in der Sommerpause empfunden.
Nein, die Veränderungen im Kader überzeugen mich nicht, zumal das gesetzte Ziel der Gehaltseinsparungen schon beim ersten mallorquinischem Grummeln über den Haufen geworfen wurde.

Und es wurde nachgelegt aus Mallorca. Die Statements über Luschen, Unerfahrenheit und mangelnder Handlungswilligkeit habe ich dabei als ein zwar immer wieder nerviges, jedoch schon gewohntes Sommergewitter abgetan. Bei dem Dreieckshandel: „Ohne Vertragsverlängerung mit Wood helfe ich euch nicht bei Hahn“ sieht das schon ganz anders aus.
Ich bin mir sicher, dass der Gönner meinte sein Ultimatum sei zum Besten des HSV, aber verdammte Axt er als Person außerhalb des Vereins hat nicht zu entscheiden, was dieses Beste ist. Mit diesem von ihm selbst preisgegebenen Vorgehen wurde zudem erstmalig öffentlich bekannt, dass sich der Investor sehr wohl in die Geschäfte der AG einmischt. Auch ich, der sich bislang weigerte seine Äußerungen als dumm zu klassifizieren und meist einen Sinn hinter diesen gesucht oder gesehen hat, komme diesmal nicht darum herum die öffentliche Preisgabe dieser Abläufe als eben dies zu bezeichnen:
Dumm!
Hinzu kommt noch die Tatsache, dass beide Spieler von Kühnes ehemaligen (?) Ratgeber Volker Struth beraten werden, der an diesem Dreieckshandel gut verdient haben dürfte.

In meinen letzten Beiträgen hier, habe ich auf die Notwendigkeit hingewiesen sich vom Geldgeber zu emanzipieren. Zumindest sollte man aus eigener Kraft für einen ausgeglichenen Etat sorgen können, doch wieder einmal wurde klar wie wenig Interesse Klaus Michael Kühne daran hat. Zu gut gefällt er sich in der Rolle des Retters in der Not, der kommt wenn scheinbar nichts mehr geht und dann zu seinen Bedingungen hilft.

Ein Weg aus dieser Abhängigkeit ist sportlicher Erfolg. Das Abrutschen in der Fernsehgeldtabelle auf Platz 15 wird von Heribert Bruchhagen mit Recht kritisiert. Fraglich ist natürlich in wie weit sich eine verbesserte sportliche Situation auf die Rückzahlung diverser Darlehen auswirken würde.
Aber nichtsdestotrotz ist sportlicher Erfolg wünschenswert und zumindest da ist der HSV auf einem guten Weg. Erstmalig nach sieben Jahren ist man mit zwei Siegen in die Saison gestartet und wenn es auch eine Portion Glück brauchte um diese zu erringen waren sie nicht unverdient.
Die Entwicklung von Walace und einem fitten Ekdal auf der Doppelsechs ist sehr positiv, zudem überrascht Rick van Drongelen als (Not-) Linksverteidiger und Christian Mathenia entwickelt sich zu einem echten Rückhalt. In manchen Phasen meinte ich auch eine spielerische Entwicklung zu sehen, aber um das zu beurteilen ist es mir noch zu früh. Dafür stach gerade gegen Köln die Effektivität heraus als man aus 12 Torschüssen, davon 4-5 Großchancen drei Tore machte. Über die Qualität der Standardsituationen hülle ich besser den Mantel des Schweigens, auch wenn in Köln zwei davon zu Toren führten.

Verlassen kann sich Markus Gisdol aber auf die Einsatzbereitschaft seiner Mannschaft. Läuferisch und kämpferisch war an den zwei Bundesligaspielen nichts auszusetzen und auch in Osnabrück war es wohl eher der Kopf der schwächelte. Genau diese Tugenden verhalfen dem HSV zu der gelungenen Rückrunde und es freut mich, dass sie über den Sommer gerettet werden konnten.

Vergleicht man meinen Eingangssatz mit der letzteren Analyse spielgelt die abnehmende Schärfe die Situation in Hamburg ganz gut wieder. Ich nehme mir als Fan die Freiheit Erfolge zu genießen und Missstände davon in den Hintergrund rücken zu lassen. Doch natürlich ist mir Bewusst, dass die erzielten sechs Punkte als Pfund im Abstiegskampf zu werten sind, was mich zu Anpfiff des Freitagsspiels gegen Leipzig nicht davon abhalten wird „SPITZENREITER, SPITZENREITER, Hey, Hey“ zu grölen.
Man soll die Feste ja feiern wie sie fallen.

In diesem Sinne: NUR DER HSV

PS: Etwas analytischer wird es am Donnerstag im HSVTalk zugehen.