Samstag, 29. Juli 2017

Die müllersche Zwickmühle

Jens Todt macht momentan einen aufgeräumten Eindruck, wenn er sich in Kurzinterviews, wie hier beim NDR zum Stand der Transfers äußert. Mir gefällt, dass er dabei nur das ohnehin Bekannte bestätigt,  ohne weitere Details preiszugeben.
Dabei ist der Manager ob der an ihn gestellten Erwartungen nicht zu beneiden.

Natürlich ist die wichtigste Aufgabe das Zusammenstellen eines schlagkräftigen Kaders.
Dabei gilt es möglichst viele Wünsche des Trainers zu erfüllen. Mit der Verpflichtung von Hahn, Pollersbeck und Papadopoulos, sowie der Vertragsverlängerung von Bobby Wood ist der Sportchef dabei auf einem guten Weg, mit zwei weiteren Defensivakteuren könnte man den Kader als komplett bezeichnen. (siehe dazu auch Kaderplanung)

Anders sieht es bei den Verkäufen aus.
Wie viele seiner Vorgänger hat Todt unter der Last der bestehenden Verträge zu leiden. Einen Lasogga, der seit über einem Jahr kaum eine Rolle spielt zu transferieren ist auf Grund seines Gehalts schlicht unmöglich, selbst ein Transfer mit Abfindung wie bei Nabil Bahoui, dem man ein Drittel seines üppigen Jahresgehalts hinterherwerfen musste damit er geht scheint im Falle des Hoffnungsträgers aD. kaum vorstellbar.
Auch für Holtby und Hunt scheinen die gewünschten Angebote auszubleiben, da die Höhe der Gehälter auch hier mögliche Interessenten abschreckt. Hinzu kommt, dass die beiden „Engländer“ in der vergangenen Saison zum Stamm gehörten und daher auch ersetzt werden müssten.

Noch komplizierter stellt sich der Fall Nicolai Müller dar. Der in zwei Monaten dreißig Jahre alt werdende Angreifer ist einer der wenigen Leistungsträger gewesen und steht daher bei Trainer, Verein und Fans gleichermaßen hoch im Kurs. Komischer Weise ist das auch dem Berater von Müller nicht entgangen und dieser besteht bei einer Verlängerung des in einem Jahr auslaufenden Vertrags auf eine deutliche Erhöhung der Bezüge. Diese kann sich der HSV eigentlich nicht leisten, da auch nicht damit zu rechnen ist für Müller noch eine nennenswerte Ablöse zu erzielen. Andersrum hat der Verein so wenig Leistungsträger, dass man sich den Abgang Müllers nicht vorstellen möchte und ein entsprechender Ersatz nicht günstiger würde. Daher schließt der Verein einen Wechsel aus. Behält man ihn jedoch ein weiteres Jahr geht Müller ablösefrei.

Diese müllersche Zwickmühle verdeutlicht das Problem des HSV.
Das ungeschriebene Gesetz des Transfermarktes bei Spielern vor ihrem letzten Vertragsjahr „Verlängern oder Gehen“ welches auf wirtschaftlicher Vernunft beruht findet beim HSV seit Jahren schon keine Anwendung mehr. Ich möchte in diesem Zusammenhang an Ruud van Nistelroy erinnern, den man in seinem letzten halben Jahr beim HSV hielt, obwohl Real Madrid sehr interessante Angebote machte.
Dabei liegt die Lösung sogar sehr nahe, da man in Bakery Jatta den Nachfolger schon in den eigenen Reihen hat. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass Jatta noch Schwächen im taktischen Spiel hat, aber dann müsste um ihn abzusichern ein Diekmeier eben etwas defensiver spielen, was bei der Angriffsstärke des Rechtsverteidigers kein großer Verlust wäre.

Diese Lösung würde mehrere Zeichen setzen:
- Der HSV lässt sich nicht erpressen
- Der HSV versucht sein Gehaltsniveau in den Griff zu bekommen
- Der HSV setzt auf die Jugend

Zeichen auf die ich als Fan schon lange warte. Und ganz nebenbei würde man Eier zeigen, indem man ein Risiko pro Nachwuchs eingeht anstatt den vermeidlich sicheren Weg über die gestandenen Profis zu gehen.
Wenn also Todt den Wechsel von Nicolai Müller so kategorisch ausschließt hoffe ich, dass er dies aus verhandlungstaktischen Gründen tut.
Aber was habe ich in den letzten Jahren nicht alles gehofft…