Mittwoch, 24. Februar 2016

Abstiegskampf und Leitbild

Im HSVTalk lade ich mir von Zeit zu Zeit gerne mal Gäste aus anderen Vereinen ein, um zu sehen wie die den HSV einschätzen. In dieser Woche habe ich den Abstiegskampf zum Thema ausgerufen und mir dazu Gäste aus Hoffenheim und Bremen, sowie den Florian vom HFC Falke in die Sendung geholt.
Überrascht war ich wie sicher sich Marco war, dass seine Hoffenheimer bis Ende März die Abstiegsränge verlassen würden. Fünf Spiele hätten die Breisgauer dafür Zeit in denen sie auf Dortmund, Augsburg, Stuttgart, Wolfsburg und den HSV treffen. Laufkundschaft halt.
Für die Bremer steht schon an diesem Wochenende gegen Darmstadt ein kleines, richtungweisendes Endspiel an. Einig war sich die Runde, dass Frankfurt von denen, die noch über dem Strich stehen die schlechtesten Leistungen bietet und dass der HSV in diesem Jahr mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird. Den Talk findet ihr unter diesem Eintrag.

Das Spiel vom letzten Freitag liegt mir hingegen noch schwer auf dem Magen, weil es wieder so ein Satzball war, den man vergeben hat. „In den letzten Jahren hätte man dieses Spiel am Ende verloren“ hört man immer wieder und vielleicht stimmt das ja sogar, doch ist mir das zu wenig, um den Ärger runter zu schlucken.
Einen Gegner der so desolat daher kommt, wie die Eintracht am Freitag muss man einfach schlagen.

Zum Glück gibt es ja schon am Sonnabend gegen Ingolstadt den nächsten Satzball. Ein Gegner dessen Spielweise uns überhaupt nicht liegen dürfte. Allerdings bietet diese Begegnung auch die Möglichkeit eine Entwicklung im Spiel zu zeigen. Damit meine ich nicht, dass man die Audistädter auseinander nehmen muss, sondern dass man sich wenige, dafür klare Chancen erarbeitet und diese auch nutzt. Und das ohne dabei hinten zu offen zu werden. Man könnte dies eine Reifeprüfung nennen.
Ein fußballerisches Spektakel wird es wohl kaum geben.

Auch das neue Leitbild des HSV kommt wenig spektakulär daher, was natürlich zu Kritik wegen Kosten und Erstellungszeit nach sich zieht. Das Leitbild selbst ist mehr eine Zielsetzung als ein Selbstverständnis und an der Umsetzung dieser Ziele wird sich irgendwann die Vereinsführung bzw die der AG messen lassen müssen. Wann immer das auch sein mag.
Jetzt bei jeder Entscheidung zu prüfen ob und wie sehr diese in das Leitbild passt könnte sich zum Running Gag entwickeln, ist aber wenig zielführend. Ein Martin Harnik könnte zum Beispiel unter gewissen Umständen Sinn machen, auch wenn er schon das biblische Alter von 29 erreicht hat.
Trotzdem ist es wichtig und auch richtig sich zur Jugendarbeit zu bekennen. Es ist richtig die Rückkehr in die Top-5 der Liga bei gleichzeitiger Gesundung der Finanzen anzustreben.
Ob, wann und in wie weit dieses Ziele zu erreichen sind wird man sehen.


Dienstag, 16. Februar 2016

Bilanz und Heimsieg

Ich muss zugeben, dass ich angesichts der ersten Bilanz der HSV-AG nicht so schockiert bin wie ich es auf Grund der nackten Zahlen eigentlich sein sollte. Man kann die Zahlen drehen und wenden wie man will, so richtig positiv wollen sie nicht rüberkommen.
Finanzbericht und Bilanz lesen sich erwartet schlecht. Man erwartet, dass die Umsätze zurückgehen, liest wie unattraktiv der HSV mittlerweile für Investoren und Sponsoren ist, wie Gehälter steigen und die Verschuldung trotz der Verkäufe von Anteilen nur geringfügig sinkt.
Das Jahr eins nach der Ausgliederung war (nicht nur) aus finanzieller Sicht ein Schlag ins Wasser. Um jetzt genau beurteilen zu können wer zu wie viel Prozent Schuld an diesem Ergebnis ist fehlt mir die Kompetenz und auch die Zeit. Sicher ist aber, dass es den einen Schuldigen wie fast immer nicht gibt.

Auch ich bin, als ich einst HSVPlus die Stimme gab davon ausgegangen, dass es über maßvolles Haushalten und der Einbeziehung von strategischen Partnern zu einer zügigen Verbesserung der wirtschaftlichen Situation kommen würde, zumindest aber hätte ich das erzielte Rekordminus nicht für möglich gehalten.
Jetzt hören und lesen wir viel von Sonderabschreibungen, Umstrukturierungen und Investitionen in die Zukunft und all diese Punkte werden auch zu recht angeführt. Wenn Spielerverträge auslaufen verfallen die buchhalterischen Werte eben. Mit van der Vaart (3,0), Westermann (1,5), Jansen (2,0*), Rajkovic (1,0), Jiracek (1,5), Beister (1,5) und Sobiech (0,9) kommt da schon 11,4 mio Euro zusammen. Auch der Auf- und Umbau von Nachwuchs-, Scouting- und medizinischer Abteilung kostet Geld, wahrscheinlich sogar mehr als erwartet.
*Bei Jansen habe ich den letzten Marktwert bei Transfermarkt.de halbiert

Sicher ist aber auch, dass die HSV-AG in ihrem ersten Jahr über ihre Verhältnisse gelebt hat. Sicher ist auch, dass die Marketingabteilung nebst Aufsichtsrat die vollmundigen Versprechen in Sachen strategischer Partner in keinster Weise halten konnte. Auf der einen Seite gab man also in etwa das mehr aus, was man auf der anderen Seite weniger eingenommen hat.
Das zu einem nicht unwesentlichen Teil selbstverschuldete sportliche Abschneiden (Slomka/Knäbel/Tuchel) führte zu einem weiteren Wertverlust der Marke HSV und natürlich auch zu verminderten Einnahmen bei Fernseh- und Sponsorengeldern.

Beim Anteilverkauf ist mir bis heute noch nicht klar, warum Herr Kühne, dem ich das Fansein nicht absprechen will, so hart verhandelt hat. Eigentlich kann es dem Fan doch egal sein, ob er ein Prozent mehr oder weniger an „seinem“ HSV hält. Auch liest man heute, dass man sich aus dem Namensverkauf des Stadions mehr erhofft hatte. Ich vertrete sogar die Meinung, dass man den Namen nie an Herrn Kühne hätte verkaufen dürfen, da man dafür auch anderswo gutes Geld bekommen hätte. Aber was weiß denn ich schon…

Jetzt gilt es also den Turnaround zu schaffen und innerhalb von zwei Jahren das Ergebnis des HSV auszugleichen (Anspruch Wettstein). Dabei kann man noch 10,15% Anteile verkaufen, ohne die Mitglieder um Erlaubnis fragen zu müssen. Nach dem letzten Kurs könnte man damit ca 28 Mio Euro erzielen. Entscheidender wird aber die Verwendung des Geldes sein. Stopft man Löcher oder tilgt man Schulden damit?
Das diese 10,15% in den kommenden zwei Jahren verkauft werden steht für mich fest.

Sollte frisches Geld fließen, könnte man damit die Fananleihe zurückzahlen, die ja im kommenden Jahr fällig wird, allerdings halte ich es für viel wahrscheinlicher, dass man versuchen wird die Anleihe zu verlängern, was bei 6% Zinsen auch für die Anleger Sinn machen würde.
Auch würde mich interessieren, ob und zu welchen Bedingungen die HSV-AG ihre Anteile zurück erwerben kann, wenn denn irgendwann mal strategische Partner gefunden werden sollten.

Ungeachtet aller Fakten und Enttäuschungen habe ich komischer Weise auch heute noch ein besseres Gefühl, als noch vor 2 Jahren. Ich glaube, dass es gelingen kann den HSV zu sanieren, wenn man (auch mit Verspätung) jetzt konsequent daran arbeitet. Allerdings sollte man nicht davon ausgehen, dass es in absehbarer Zeit zu nennenswerten sportlichen Erfolgen kommt, denn der Abstand zu den vorderen Plätzen der Liga ist zu groß geworden. Darüber kann auch ein 3:2 gegen Gladbach (über das im aktuellen HSVTalk berichtet wird) nicht hinweg täuschen.



Dienstag, 9. Februar 2016

HSVTalk: Nach Köln

Im aktuellen Talk spreche ich mit Rolf Fuhrmann, Lars und Sven Ehrich über das Spiel gegen den Effzeh. Doch natürlich geht es auch um die Kopfnussaffaire, die Transfers, Finanzen und Anteilsverkäufe, bevor es einen Ausblick auf die kommende Aufgabe gegen Mönchengladbach gibt.

Montag, 8. Februar 2016

Ein Punkt ist ein Punkt. Punkt!

Der glückliche Punktgewinn gegen Köln ist nichts, wofür man sich schämen müsste und doch zeigte das gestrige Spiel einmal mehr auf, woran es beim HSV in diesen Tagen mangelt.

Man kam ordentlich ins Spiel, mit Ansätzen zur Torgefahr, allerdings ohne wirkliche Abschlüsse, da im letzten Moment zu oft die falschen Entscheidungen getroffen wurden. Sei es von den ballführenden Spielern, die teilweise klarer agieren müssten, oder auch von den Mitspielern, die weder sich noch dem ballführenden Spieler Freiräume verschaffen können.
Das führt dazu, dass der hohe Spielanteil meist wirkungslos verpufft. Man ist ausrechenbar und der Gegner gewinnt die Oberhand.

Auch das Pressing, welches in der Hinrunde mehrfach zum Erfolg geführt hat ist zu selten zu sehen, das eigene Aufbauspiel war hingegen häufig großem Druck ausgesetzt, lange Bälle oder risikoreiches Spiel waren die Folge. Mehrmals ging es gut, bevor es Johann Djourou nicht geschafft hat den Ball loszuwerden. Auf jeden Fall nicht so wie er es wollte bzw sollte.
Ungefähr zwei Sekunden hat er dazu Zeit gehabt, dann waren die Passwege verstellt und er hätte den Ball wegschlagen müssen, er entschied sich (wie auch zuvor) anders und verlor den Ball. Das darf ihm natürlich so nicht passieren, die Mitspieler haben ihm aber auch in dieser Situation nicht unbedingt geholfen.

Nikolai Müller ist mir schon in der ersten Halbzeit dadurch aufgefallen, dass er viel versuchte, wenngleich er dabei wenig Erfolg hatte, dies änderte sich direkt nach der Halbzeit, als er einen wirklich schönen Angriff traumhaft abschloss. Danach folgten die besten zehn Minuten, in denen es aber außer bei Kacars sehenswerten Fernschuss (bitte mehr davon) nicht wirklich gefährlich wurde.
Danach war das Spiel eher ausgeglichen bevor die Kölner wieder die Oberhand gewannen.

Ich hatte mir vorgenommen in diesem Spiel auf die Rolle von Aaron Hunt zu achten, das war schwer, weil nicht viel von ihm zu sehen war. Sein Auftritt erinnerte mich sehr stark an die von Rafael van der Vaart der letzten Saison. Die Statisk (bundesliga.de) sagt er hatte die zweitgrößte Laufleistung, doch nur 57 Ballbesitzphasen.  80% angekommene Pässe und 10 gewonnene Zweikämpfe (nur Djourou hatte mehr). Die Zahlen bestätigen auch meinen subjektiven Eindruck aus dem Stadion, wo ich seine Leistung als engagiert, aber wirkungslos empfand.
Exemplarisch eine Szene aus der Mitte der zweiten Halbzeit, als er von halbrechts kommend den Ball auf dem starken linken Fuß hatte, jedoch statt des Abschlusses einen Mitspieler suchte und so einen Pass spielte, der niemals eine Aussicht auf Erfolg hatte. Selbstvertrauen geht anders.
Natürlich will ich mich nicht auf einzelne Spieler einschießen und schon gar nicht auf den erstmalig eingesetzten Josip Drmic, der beim ersten seiner 15 Einsätze wie ein Fremdkörper wirkte und sich zu keiner Zeit als eine Verstärkung erwies. Er wird noch zwei Wochen brauchen um anzukommen, aber dann muss auch etwas kommen.

Kümmerliche fünf Torschüsse (Köln 20) brachte der HSV in Richtung gegnerisches Tor und man muss kein Experte sein um zu sehen, dass das viel zu wenig ist. Dabei kann man der Mannschaft (Laufleistung 118,9 km) bestimmt keine fehlende Einsatzbereitschaft vorwerfen, doch weiß man nach wie vor zu wenig mit dem Ballbesitz, der teilweise über 60%, am Ende 53,65% betrug, anzufangen. Die Zweikampfquote von 45,65% hilft dann auch nicht wirklich.

Der glückliche Punktgewinn gegen Köln ist nichts, wofür man sich schämen müsste und doch zeigte das gestrige Spiel einmal mehr auf, woran es beim HSV in diesen Tagen mangelt.
Oder sagte ich das schon?

Donnerstag, 4. Februar 2016

Die Schuldfrage

Der Deadlineday bei den Wintertransfers brachte wieder einmal viel Hektik mit sich und bot die eine oder andere skurril anmutende Geschichte. Dass der HSV dabei kräftig mitmischte versteht sich, wie auch die öffentliche Wahrnehmung des Alleinschuldigen, von selbst.
Ehrlich gesagt erachte ich es nicht als übermäßig wichtig, dass man einen Schuldigen benennt, mir tut lediglich der Ivorer Sekou Sanogo leid, der zurück nach Bern musste.
Gewundert hat mich, wie lange sich die Mär vom verspäteten Fax  in der Presse hielt. Selbst am Dienstag war, ungeachtet der Tatsache, dass derlei Daten Online eingereicht werden und vorab per Mail hin und her geschickt werden, noch vom Fax zu lesen. (Mehr dazu auch im aktuellen HSVTalk)

Die Schuldfrage steht meiner Meinung nach in der Fußballberichterstattung viel zu oft im Mittelpunkt. Zu oft wird nach dem gesucht der das Gegentor verschuldete anstatt den Angreifer eine gelungene Aktion zu attestieren.
So war für viele Michael Gregoritsch schuld am späten 2:1 der Stuttgarter. Dabei interessiert es niemanden, dass der Defensivverbund weit aufgerückt war und die Stuttgarter dadurch unbedrängt flanken und einnetzen konnten. Von Absicherung keine Spur. Dabei wäre an einem Punktgewinn im Topspiel des vergangenen Spieltags nur die Angriffsschwäche der Stuttgarter schuld gewesen…

Doch zurück zu den Transfers über Drmic habe ich mich ja schon geäußert und bleibe auch wenn der Schweizer häufiger hinter der Spitze oder auf den Flügeln gespielt hat als ich dachte bei der Kernaussage, dass ich die Leihe für 15 Spiele in der Situation des HSV als zu teuer betrachte.
Nabil Bahoui könnte zur kommenden Saison Ivo Ilicevic beerben und sich bis dahin zumindest an den Trainingsbetrieb der Bundesliga gewöhnen. Er wechselt ablösefrei und hat Potential, geriet zwar zuletzt in eine Sackgasse, doch ist er die Art Spieler, auf die der HSV setzen muss, weil das Stammpersonal anderer Vereine schlicht nicht bezahlbar ist.

Gestern wurde sich dann wieder auf die Suche nach dem Schuldigen für die wirtschaftliche Situation gemacht und nach wie vor sieht es nicht danach aus, als würde es DEN Schuldigen geben.
Nach dem zweiteiligen Interview von Frank Wettstein mit finance-magazin.de fühle ich mich zumindest einmal über die finanzielle Lage des HSV informiert und das ist ja schon mal was.
Der HSV wird versuchen den Stadionkredit zu strecken, auch um die Fan-Anleihe zurückzahlen zu können und flüssig zu bleiben. Das kommt nicht überraschend wurde aber erstmalig ausgesprochen. Noch kein Thema war die angestrebte Eigenvermarktung, doch auch für die sehe ich zumindest für 2020 schwarz.

In der Saison 16/17 soll sie dann endlich verwirklicht werden, die schwarze Null, „ohne außergewöhnliche Transfererlöse“. Mal sehen wie viel Handlungsspielraum die sportliche Leitung dann hat.
Es muss auch weiterhin auf private Anteilseigner gesetzt werden, da der HSV für die gewerblichen Partner nicht gut genug aufgestellt ist und  auch schon viele Partner hat. Das klang irgendwann einmal ganz anders.
Die gesamten Aussagen von Frank Wettstein konnten mich nicht überraschen (auch nicht die Höhe der gesamten Verbindlichkeiten von 90 mio €) Gut finde ich, dass er den AG-Vorstand bei der Suche nach den Schuldigen nicht außen vor lässt, wodurch seine Aussage: „Weder die Liquidität noch die Lizenz sind gefährdet.“ und sein Schlusssatz: „Warten Sie es mal ab! Wir sind auf einem guten Weg.“ an Glaubwürdigkeit gewinnen.

Wer die Schuld an der Trainingsrangelei inkl. Kopfstoss zwischen Gregoritsch und Ilicevic hatte, interessiert mich eigentlich  gar nicht und wenn Labbadia sagt das regeln zu wollen, reicht diese Aussage für mich, um die Angelegenheit für heute zu beschließen und zum Tagesgeschäft zu wechseln, denn angeblich soll am Sonntag im Volkspark wieder Fußball gespielt werden.
Köln soll vorbeischauen wie man munkelt, eine dieser Mannschaften, die besser und erfolgreicher sind, wenn es ihnen gelingt dem Gegner den Ball und die Verantwortung für das Spiel zu überlassen. Obwohl wir mit der Aufgabe der Spielgestaltung oft überfordert gibt es Anlass zur Hoffnung. Es gibt jemand beim HSV, der eine positive Heimbilanz hat, nämlich mich (2/1/1) und ich bin Sonntag endlich mal wieder im Stadion.

Und sollte es nicht mit dem dritten Heimsieg der Saison klappen, wisst ihr wenigstens wem ihr die Schuld geben könnt.

Dienstag, 2. Februar 2016

HSVTalk: Transferfenster

Ein zu spätes Fax, ein Überraschungsschwede und ein guter Bekannter waren die Hauptakteure am letzten Tag der Wintertransferphase beim HSV.
Mit Thomas Pundrich vom HSVSchnack, Christian Maaß von den Blog-Perlen und
Matthias Linnenbrügger von der MOPO habe ich das Geschehen bewertet.
Natürlich war auch das Spiel in Stuttgart Thema und einen kleinen Ausblick haben wir auch gewagt.
Hört mal rein!


Montag, 1. Februar 2016

Panik im Volkspark

Den Start in die Rückrunde hat sich der HSV anscheinend anders vorgestellt, dabei war von einer Niederlage gegen Bayern auszugehen und auch die dritte Niederlage in Folge beim VfB Stuttgart kommt so unerwartet nicht.
Trotzdem lässt der Auftritt im Topspiel des abgelaufenen Spieltags bei dem das Ergebnis noch das Beste war meine Alarmglocken schrillen. Das man nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich trotz totaler Unterlegenheit sogar die Chance hatte das Spiel zu drehen war eigentlich ein Witz, sich diese Chance entgleiten zu lassen war bezeichnend.

Nein, es ist nicht alles schlecht beim HSV und eine Leistung wie die in Stuttgart kann und wird immer wieder passieren, doch wäre so allmählich mal wieder ein Ausreißer noch oben angebracht. Ein Punkt aus den fünf Spielen nach dem Doppelschlag gegen Dortmund und Bremen haben den Abstand auf den Relegationsplatz von elf auf drei Punkte schmelzen lassen. Jetzt ist auch wieder dem letzten Träumer klar, dass es in dieser  Saison nichts anderes als Abstiegskampf geben wird und diejenigen, die das immer gesagt haben verfallen langsam aber sicher in Panik.

Davon scheint sich auch die sportliche Leitung anstecken zu lassen, denn bei der Verpflichtung von Josip Drmic ließ man jegliches Entwicklungspotential im Kader verpuffen, da man sich keine Kaufoption sicherte. Habe ich die Entscheidung gegen die Vertragsverlängerung von Ilicevic (nach Bremen?!?) noch begrüßt und den angestrebten Mané-Deal als sinnvoll erachtet, fehlt mir für die Leihe von Drmic jegliches Verständnis.
Geht es momentan nicht darum mit beschränkten finanziellen Mitteln den Kader zu entwickeln?
Anscheinend nicht, denn sollte Drmic einschlagen würde er im Sommer so teuer sein, dass der HSV ihn sich nicht leisten kann (siehe Lasogga), sollte er hier nicht funktionieren hätte man Leihgebühr und Gehalt für 15 mögliche Spiel investiert, die bei Sommertransfers fehlen werden.
Im besten Fall schießt uns Drmic also zum Klassenerhalt, hinterlässt dann aber ein Loch auf dem Spielfeld und in der Kasse. Im weniger guten Fall schafft es der Schweizer nicht den HSV zu verstärken und vergrößert nur das Loch in der Kasse.
In diesem Zusammenhang verfolge ich mit Grausen das Bemühen um Gökhan Inler.

Was mich so enttäuscht ist, dass die sportliche Leitung des HSV nicht die Eier zu haben scheint zu sagen, dass es keinen perspektivisch sinnvollen und zugleich finanzierbaren Wintertransfer gibt. Nach der Devise kaufen um des Kaufens Willen reagiert man einmal mehr aktionistisch auf eine Situation, obwohl man genug Zeit hatte, diese zu analysieren.
Was erzählt man denn jetzt einem Rudnevs, der in Stuttgart belebend wirkte und getroffen hat, wie verkauft man einem Schipplock die Degradierung zum Stürmer Nummer drei, vier oder fünf. Von Olic und Altintas will ich gar nicht erst anfangen. Die Verpflichtung von Drmic sagt dem vorhandenen Sturmpersonal, dass man ihnen eine Rolle zumindest in dieser Rückrunde nicht zutraut.

Zudem frage ich mich wo Drmic  im 4-2-3-1-System Labbadias spielen soll. Seine Stärken hat er im Zentrum, welches mit Lasogga besetzt ist und wo man mit den eben angesprochenen Spielern recht breit aufgestellt ist. Um auf Außen, wo Bedarf besteht, auch defensiv zu funktionieren bräuchte der Neuzugang Zeit, die er schlicht und ergreifend nicht hat.
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr sehe ich die Leihe von Josip Drmic, dem ich ganz bestimmt nicht seine Fähigkeiten absprechen will, als Panikhandlung und diese Erkenntnis lässt bei mir erneut die Alarmglocken schrillen.
Es bleibt die Hoffnung, dass ich mich mal wieder täusche und mein Blick zu beschränkt ist, um die Lage richtig einzuschätzen.