Mittwoch, 30. März 2016

Vor Hannover

Gestern kursierte eine Aussage von Peter Knäbel im Netz. Im Abendblatt wird er in folgender Weise zitiert:
 "Es ist für uns mit diesem Kader absolut möglich, von den ausstehenden sieben Spielen fünf zu gewinnen. Wir können fast jede Mannschaft in der Liga schlagen und die zwei Ausnahmeteams Bayern und Dortmund zumindest ordentlich fordern"
Im Prinzip hat der Sportdirektor mit dieser Aussage natürlich absolut recht und doch frage ich mich warum er sie getätigt hat.

Die Spiele in Leverkusen und gegen Hoffenheim haben Knäbels These bestätigt, man konnte beim Champions League Anwärter, wie gegen den Abstiegskandidaten mithalten und hätte bei etwas günstigerem Verlauf auch beide Spiele gewinnen können.
Hat man aber nicht.
Zweimal mehr wurde die Chance vertan sich frühzeitig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden, die Chance sich eventuell sogar noch einmal nach oben orientieren zu können und es scheint so, als wäre die Vereinsführung darüber wenig amüsiert.

Knäbel betont was mit diesem (seinem) Kader möglich sei, scheint also mit den Voraussetzungen, die er geschaffen hat ganz zufrieden zu sein und man könnte diese Aussage sowohl als Forderungen in Richtung Trainer, als auch als Rechtfertigung auffassen. Vielleicht sollte man sie aber auch nicht zu hoch hängen, mir macht eh viel mehr Sorge, dass der HSV wie kaum ein anderer Verein auch dafür steht gegen jeden Gegner  verlieren zu können.

Ich habe ein mulmiges Gefühl, wenn es jetzt nach Hannover geht, einem Verein, der mit der aktuellen Lage sportlich und vereinspolitisch überfordert zu sein scheint. Die Maßnahmen von Thomas Schaaf sorgen erst Kopfschütteln, um kurz darauf zu verpuffen und beim Testspiel ist es schon eine Meldung wert, wenn er wirklich am Spielfeldrand steht und die Nationalspieler kommen verletzt zurück.
Zusammengefasst ist Hannover bei aller Freundschaft ein Gegner den man nicht nur schlagen kann, sondern ein Gegner den man schlagen muss!
Und wieder einmal wird es spannend sein, wie die Mannschaft damit umgeht, bei den fünf möglichen Siegen hat Peter Knäbel das Spiel gegen 96 ganz bestimmt eingerechnet, aber das wird er mit Hoffenheim auch gemacht haben.

Im aktuellen HSVTalk hatte ich den Abteilungsleiter des Supporters Club Timo Horn zu Gast.
Auch wenn dabei der SC im Mittelpunkt stand, haben wir natürlich auch über das anstehende Spiel geredet. Aber hört selbst.


Dienstag, 15. März 2016

Der fehlende Faden

Was fängt man mit einem 0:1 wie dem von Leverkusen an?
Vor der Saison waren wir uns einig, dass wir in den Regionen in denen der Pillenclub spielt nichts zu suchen haben, Sonntag haben wir gezeigt, dass wir dort zumindest für ein Spiel mithalten können. Ich will nun ganz bestimmt nicht versuchen aus der Niederlage einen Sieg zu konstruieren, doch sollte man bei der Bewertung dieses Spiels den Ball flach halten.
Gleiches gilt bei der Leitung des HSV, obwohl es mir da wesentlich schwerer fällt.

Tanja, mit der ich bei Heimspielen auf der Nord stehe, bringt in ihrem Blogpost Nur Geduld viele Punkte zur Sprache, die man kaum widerlegen kann.
Niemand wird je behaupten, Beiersdorfer hätte ein leichtes Erbe angenommen, als zum Vorstand der HSV-AG wurde und ich bin geneigt ihm zu glauben, dass sich im Sommer 2014 die tatsächliche Lage des HSV wesentlich schlechter dargestellt hat, als er es vor seinem Amtsantritt befürchtete. Doch ist diese Ausgangslage nicht ausschließlich für die momentane Situation des HSV verantwortlich.

Im Sommer 2014 war es zum Beispiel durchaus möglich ein Herunterfahren der Gehaltsstruktur einzuleiten, was aber bei den Verpflichtungen von Lasogga, Holtby usw ausgeblieben ist. Nicht die hohen Ablösesummen sind das Problem des HSV, sondern die Gehälter von Spielern und Funktionären. Kann man auf die Zahlung von Ablöse in den nächsten Transferphasen zumindest theoretisch weitestgehend verzichten, werden sich Gehaltsforderungen immer an dem orientieren, was bislang gezahlt wird. Im Sommer 2014 war es möglich eine Trendwende einzuleiten.

Das Begehen dieser Fehler stört mich dabei gar nicht mal so sehr, kann man diese doch noch mit der kurzen Einarbeitungszeit Beiersdorfers erklären, dass Fehler wiederholt werden ist es was mich so enttäuscht. Die Entscheidung Olic im Winter 14/15 zu holen konnte ich nachvollziehen, auch wenn sie sich letztlich als Fehler erwiesen hat, dafür dass man ein Jahr später ähnliches mit Drmic gemacht hat fehlt mir jegliches Verständnis.
Mir fehlt der rote Faden der Vision, an dem man sich bei Entscheidungen orientieren kann. Wenn ich gerade aus einem auf Fehleinschätzungen beruhenden finanziellen Engpass komme, sollte ich nicht für ein fünfmonatiges Leihgeschäft 2% des Jahresumsatzes ausgeben.
Eine Alternative zur Geduld sehe ich aber bislang noch nicht. Ob mir das gefällt oder nicht.

Das Fehlen dieses nachvollziehbaren, in den Handlungen erkennbaren Leitfadens wird auch immer wieder von einem Teil meiner Gäste im HSVTalk bemängelt. Auch Heiko Kunert hat sich gestern in diese Richtung geäußert. Wobei diese Äußerungen nicht im Mittelpunkt des Talks standen. Dort standen er selbst und seine Erfahrungen als blinder HSV-Fan.
Wer mehr über Heiko erfahren möchte kann dies auf seiner bestimmt barrierefreien Website blindpr.com tun.

Dienstag, 8. März 2016

Nach Hertha

Da war der Befreiungsschlag der Saison, die Dreißigpunktemarke wurde neun Spieltage vor Schluss geknackt und auf dem Feld sah es zeitweise sogar nach Fußball aus.
Nach dem sonntäglichen Kick gegen die Hertha scheint das Mittelfeld der Liga und somit auch das Saisonziel so gut wie erreicht zu sein. Ein Abrutschen in den Abstiegskampf ist, auch wenn das kein Offizieller vor der Kamera sagen wird, unwahrscheinlich.
Ob der gute Auftritt gegen die Hauptstädter (Hamburg ist viel schöner als Berlin) mehr als einer vom Gegner begünstigte Eintagsfliege ist werden die kommenden Spiele in Leverkusen und gegen Hoffenheim zeigen.

Mit einer gelungenen Mischung aus Sicherheit und Vorwärtsdrang wurde das dicke Brett der Berliner Passivität durchbohrt, wobei mir der Auftritt der Gäste ein Rätsel bleibt. Der Auftritt von Ekdal mit seiner Ballsicherheit und Übersicht war durchaus gelungen und das sich Holtby an seiner Seite wohler fühlt, als auf der 10 ist auch kein Geheimnis.
Allerdings war der Druck auf das Aufbauspiel auch nicht so stark und daher bin ich vorsichtig mit meinem Lob. Dieses hat sich Go Sakai, der ein absoluter Aktivposten auf dem Feld war genau wie Doppelpacker Nicolai Müller, dessen Zusammenspiel mit dem Japaner immer besser funktioniert schon heute verdient.
Hervorheben möchte ich auch den oft gescholtenen Ivo Ilicevic, der gezeigt hat woran es Josip Drmic auf „seiner“ Position fehlt. Ich bin gespannt, wie in den letzten Spielen mit der Besetzung dieser Position verfahren wird. Eigentlich wäre es im Niemandsland der Tabelle sinnvoller einen Nabil Bahoui zu integrieren, als auf Spieler zu setzen die den Verein im Sommer verlassen werden.

Durch den relativ sicheren Mittelfeldplatz könnte man die Planungen für die kommende Saison rechtzeitig vorantreiben, wenn man denn finanziellen Handlungsspielraum hätte und danach sieht es momentan leider nicht aus. Im Gegenteil wird heute deutlich wie schlecht es um die Liquidtät des HSV im vergangenen Herbst stand und nur wenig spricht dafür, dass es sich jetzt besser aussieht. Nur duch einen Kredit konnte die Zahlungsfähigkeit gewährleistet werden, als Steuernachzahlungen fällig wurden und Gelder von Imtech ausblieben. (Siehe den Artikel des NDR)

Gerade in diesem Zusammenhang empfinde ich die 2-3 mio €, für die fünfmonatige Leihe von Josip Drmic als absolut fragwürdig. In „Panik am Volkspark“ schrieb ich zu diesem Transfer:
„Im besten Fall schießt uns Drmic also zum Klassenerhalt, hinterlässt dann aber ein Loch auf dem Spielfeld und in der Kasse. Im weniger guten Fall schafft es der Schweizer nicht den HSV zu verstärken und vergrößert nur das Loch in der Kasse.“
Und gerade die Perspektivlosigkeit dieser Leihe für die das letzte Geld zusammengekratzt werden musste ist in meinen Augen so enttäuschend.

Im aktuellen HSVTalk überwog allerdings die Freude über den Auftritt gegen die Hertha und so ein Spiel muss man ja auch einmal genießen dürfen.

Donnerstag, 3. März 2016

Schlecht auf Schalke

Gestern hat man wieder einen Gegner durch gewunken, ihn aufgebaut, man hat es wieder einmal nicht geschafft aus dem Engagement der einzelnen Spieler eine Mannschaftsleistung zu generieren, mit der man ein Fußballspiel gewinnen kann. Wie schon gegen Ingolstadt ging man früh in Führung und schien dann zu erwarten, dass der Gegner so geschockt ist, dass er sich auf den Rücken legt und um Gnade winselt. Nein, dem war nicht so. Weder Sonnabend im Volkspark noch gestern auf Schalke.

Dabei fing das Spiel doch an wie gemalt. Anscheinend rief Aogo "Leo", worauf sich Neustädter duckte und Müller die Möglichkeit gab den eher schwachen Freistoß von Sakai zu erlaufen und den Ball an dem auf der Linie verharrenden Fährmann vorbei ins Netz schieben konnte.
Gegen einen Gegner, der hinter den eigenen Ansprüchen zurück hängt, der gerade einmal zwei Punkte aus den letzten drei Ligaspielen holte und nebenbei sang und klanglos aus der Europa League ausgeschieden ist, sollte man aus so einer Szene doch selbstbewusst und mutig hervorgehen und nicht wie gestern gesehen das Spielen einstellen und hoffen diese Führung irgendwie über die Zeit zu retten.

Man konnte selbst am TV förmlich spüren wie es auf der Tribüne rumorte, wie die Bereitschaft wuchs dem eigenen Team die Meinung zu geigen und der HSV machte daraus… Nichts!
Dabei konnte man doch bei den sporadischen Pressingversuchen sehen, wie wenig dies den Königsblauen lag, doch stand die gesamt Defensive einfach zu schlecht, um die auf Pressing folgenden langen Bälle zu erobern und so stellte man dieses Mittel nach und nach ein.

Dass die Führung über 30 Minuten hielt lag an der Aschlussschwäche der Schalker, einem starken René Adler und daran, dass es Günter Perl gelang bis auf die gelbrote Karte für Djourou wirklich jede strittige Entscheidung falsch zu treffen.
Konnte man vielleicht über die erste gelbe Karte noch diskutieren (vertretbar war sie allemal) gab es an der zweiten nichts zu deuteln. Was auch immer unseren Kapitän, einem der erfahrensten Spieler des Kader, geritten hat gelb vorbelastet so in einen solchen Zweikampf zu gehen kann man nur spekulieren.
Vielleicht hat Djourou gemerkt, dass man so wie das Spiel lief ohne Punkte nach Hause fahren würde und diese Aktion war dann eine Mischung aus Frust und dem Willen daran etwas zu ändern. Auf jeden Fall war sie dumm, was mich in Anlehnung an Marianne Rosenberg zu folgenden Tweet inspirierte.

Nun gibt es Mannschaften, die zu zehnt enger zusammenrücken und aus der Unterzahlsituation scheinbar Kraft ziehen, der HSV war zumindest gestern keine dieser Mannschaften. Letztlich hätte es nachdem den Schalkern auch der zweite Elfmeter verweigert wurde die Unterstützung Perls gebraucht.

Drei Minuten nach dem Tweet war es so weit, doch Perl mochte die Chance auf einen bleibenden Eindruck ebenso wenig nutzen, wie die Schalker ihre Torchancen.
Das tat dann wenig später Huntelaar, natürlich aus Abseitsposition, wobei klar gesagt sein soll, dass die Niederlage des HSV nichts mit der Schiedsrichterleistung zu tun hatte. René Adler brachte das nach dem Spiel zum Ausdruck.

Das 3:2 war am Ende schmeichelhaft und drückte die Überlegenheit des Heimteams nicht einmal im Ansatz aus. Dafür gibt es allerdings die Torschussstatistik (26:8), oder die Passquote. Nur 62% der Pässe kamen an diesem Abend an (Schalke 83%). Dies wirft die Frage auf, ob sich dieser HSV überhaupt entwickelt und wenn ja wohin. Laufen und Kämpfen ist gut und schön, aber wenn fast jeder zweite Pass beim Gegner landet läuft man halt hinterher und kämpft vergebens.

Mir graut ehrlich gesagt schon vor Sonntag, wenn die Hertha zu Gast ist, die sich die Punkte bei uns eigentlich im Abonnement abholt und Stand heute erwarte ich eine klare Niederlage.
Jetzt sind es noch 5 Punkte bis zum Relegationsplatz und das ist die gute Nachricht des Spieltags, die Schlechte ist, dass noch zehn Begegnungen zu spielen sind.

Dienstag, 1. März 2016

Nach dem Schweinespiel ist vor Schalke

Da war es also das Schweinespiel gegen die ekeligen Gegner, das so schön begann um dann doch so schlecht zu werden. Es war halt Ingolstadt und nicht Bayern zu Gast und den Unterschied der beiden Mannschaften sollte Trainern und Spielern auch vor der Begegnung bewusst gewesen sein.
Man hatte Zeit sich darauf einzustellen und Lösungen für die Probleme vor denen einen die Schanzer stellen zu erarbeiten.

Im Stadion war die Hilflosigkeit der HSVer fast greifbar. Nicolai Müller musste zur Halbzeit ausgewechselt werden, nachdem er sich zu Fouls hinreißen ließ und akut gelbrot gefährdet war. Auch Emir Spahic war früh verwarnt und schleppte diese Hypothek mit durch das Spiel. Die Mannschaft versuchte also dagegen zu halten, fand dabei aber oftmals nicht das richtige Maß. Die fahrige, fast unberechenbare Spielleitung von Marco Fritz half den etwas orientierungslos daher kommenden Rothosen auch nicht.

Dabei begann das Spiel so gut, wie es nur beginnen konnte. Im höchsten Tempo wurde sich mit Direktpassspiel auf der rechten Seite durchgesetzt und Josip Drmic konnte erstmals für den HSV einnetzen. Eines der schönsten HSV-Tore der jüngeren Vereinsgeschichte.
Doch das war es schon mit ansehnlichem Fußball, zumindest vom HSV. Wieder einmal schien eine frühe Führung die Mannschaft aus der Bahn zu werfen, fast als würde man erwarten, dass der Gegner nach dem Tor kapitulieren würde zog man sich zurück und stellte das Fußballspielen ein. Dass die Ingolstädter uns diesen Gefallen nicht getan haben fand ich mit ekelig nur unzureichend beschrieben.

Die Audistädter unterbanden das Aufbauspiel konsequent durch frühes Anlaufen und es wurde förmlich sichtbar, dass den Aufbauspielern die nötige Ruhe (und Klasse) am Ball fehlte.
Das ist keine neue Erkenntnis, doch wurde dieser Mangel selten so sichtbar wie am vergangenen Sonnabend.
In den letzten Begegnungen wurde wieder einmal verpasst sich entscheidend von den Abstiegsrängen abzusetzen und beim Blick auf die anstehenden Gegner bis zur Länderspielpause wird klar, dass es dadurch wieder eng werden könnte.

Schalke (A), Hertha(H), Leverkusen(A) und Hoffenheim(H) sind die nächsten Herausforderungen und da wir gegen Hertha und in Leverkusen eigentlich immer schlecht aussehen und Hoffenheim zur Zeit sehr stark in Form ist sollte man die liegengelassenen Punkte wenn möglich auf Schalke holen. Die sind in der momentanen Form schlagbar und stehen vor eigenem Publikum in der Pflicht das Spiel machen zu müssen, was uns liegen sollte.
Ich habe im aktuellen HSVTalk (siehe unten) auf einen2:0 Sieg getippt, weil ich hoffe, dass uns die Symbiose aus dem Herausspielen von Chancen (Frankfurt) und deren Verwertung (Ingolstadt) gelingen wird.