Mittwoch, 27. Januar 2016

Gedanken zur Causa Ilicevic

Der HSV ist so klamm, dass er sich nicht einmal mehr eine Vertragsverlängerung mit Ivo Ilicevic leisten kann!
Oder steckt etwas anderes wie langfristige Kaderplanung dahinter?
Ich hab mir mal ein paar Gedanken gemacht.

Als erstes muss man sich die Leistungsdaten von Ilicevic vor Augen führen, dabei beschränke ich mich auf die Bundesligaeinsätze.
In dieser Saison hat der Kroate alle Spiele bestritten und stand dabei im Schnitt knapp 68 Minuten auf dem Platz. Dabei sind ihm 2 Tore und drei Torvorlagen gelungen, einmal sah er die gelbe Karte.
Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass Ilicevic momentan ein Stammspieler ist.
Wir wissen aber auch, dass dies nicht immer so war.
Seit dem 31.8.2011 Ist Ivo beim HSV und hat bis zum Ablauf der Saison 14/15 lediglich 57 Spiele der 135 möglichen bestritten, 29,02%, oder 3.525 von 12.150 möglichen Minuten. Dabei erzielte er sieben Tore und bereitete ein weiteres vor. Sein Marktwert entwickelte sich von 5,5 mio€ auf 1,0 mio€ (Stand 1.7.15) zurück. Die Daten habe ich bei Tansfermarkt.de entnommen.

Böse Zungen können nun behaupten, die Einsatzbereitschaft von Ilicevic sei erst gestiegen, als der Vertrag im vergangenen Sommer auslief und stark leistungsbezogen für ein Jahr verlängert wurde. Ebenso gut kann man aber sagen, dass Ivo von der Aufbruchstimmung unter Labbadia profitierte und sogar seinen Teil dazu beigetragen hat, dass der HSV weiterhin erstklassig kicken darf.
Die Wahrheit liegt wohl wie immer irgendwo dazwischen.
Lange hielten sich Gerüchte, Ilicevic würde nicht gerade einem professionellen Lebensstil folgen und sich auch daher mit fortwährenden muskulären Problemen herumplagen, Gerüchte, die ich hier wiedergebe ohne sie beweisen zu können. Unumstritten war der Kroate unter den Fans jedoch nie.

Gerüchteweise wollte Ivo jetzt einen Dreijahresvertrag zu seinen alten Bezügen bekommen, die bei ca 2 mio€/Jahr gelegen haben sollen. Der HSV ist im Gegensatz zu anderen Vereinen nicht bereit dieses Risiko zu gehen und muss Ilicevic daher ablösefrei ziehen lassen.
Wenn Ilicevic dieses Angebot hat, kann man ihm nicht verübeln es anzunehmen und auch die Position des HSV ist nachvollziehbar, da man schon einmal mit einem langfristigen Vertrag für den Kroaten auf die Nase gefallen ist. Allerdings ist Stand heute auch klar, dass die Vertragsverlängerung im letzten Sommer richtig war. Spannend wird sein, wie sich der Fitnesszustand von Ivo entwickeln wird, wenn er bei seinem neuen Verein unterschrieben hat.

Der HSV muss sich gerade nach dem Abgang von Stieber nach Ersatz umsehen und dabei kreative Wege gehen, wie man momentan bei den Bemühungen um Mané sieht. Einen gesunden, einsatzwilligen Ivo Ilicevic wird man nicht für Kleingeld ersetzen können.
Trotzdem halte ich die Entscheidung des HSV für absolut richtig. Einen 29 jährigen, verletzungsanfälligen Spieler sollte man nicht langfristig an sich binden.

Ganz ähnlich sehe ich die Situation bei Kacar und Spahic, deren Verträge wie der von Ilicevic auslaufen.
Kacar spielte lediglich 6 der bisherigen 18 Spiele, fiel 10 mal verletzungsbedingt aus und wurde 2 mal nicht aufgestellt, zudem gleicht er von der Spielweise her Gideon Jung und Albin Ekdal. Daher würde ich ihm nur einen Jahresvertrag zu gleichbleibenden Bedingungen anbieten, die ähnlich wie bei Ilicevic vor dieser Saison gekürzt wurden. Für Kacar spricht dabei, dass er in der Verteidigung und im Mittelfeld einsetzbar ist.
Emir Spahic lief in 13 der 18 Saisonspielen auf und musste zweimal verfrüht vom Platz. Wir erinnern uns an die unberechtigte rote Karte von Köln und den Bänderanriss aus dem Match gegen Dortmund. Auch wenn Spahic als Stammspieler zu bezeichnen ist, habe ich mir etwas mehr von ihm versprochen, ohne genau sagen zu können was das ist. Besseren Spielaufbau vielleicht und mehr Abgeklärtheit in der Zweikampfführung. Auf jeden Fall sollte Cleber Reis den Bosnier spätestens zur kommenden Saison als Starter ablösen und dann macht es auch wenig Sinn dessen Vertrag zu verlängern.

Generell muss der HSV in Zukunft lernen auf die verlässlichen, erfahrenen, aber auch vom Alter fortgeschrittenen, zu Gunsten jüngerer und entwicklungsfähiger Spieler zu verzichten, um Perspektiven aufzuzeigen und attraktiv für diese jungen Spieler zu werden.
Die Umsetzung dieses Prozesses sehe ich als die Reifeprüfung für Bruno Labbadia an, der bislang nicht unbedingt als Verfechter des Jugendwahns galt. Deshalb halte ich die vergleichsweise kurze Laufzeit des neuen Vertrags mit dem Trainerteam (bis Sommer 2017) auch für absolut richtig.



Montag, 25. Januar 2016

Rückrundenstart

Zum Kotzen fand Bruno Labbadia, dass man sich für die engagierte Leistung zum Rückrundenstart nicht belohnt hat, eine Einschätzung, der ich auch wenn der Sieg der Bayern letztlich verdient war, absolut folgen kann. Die Art und Weise, wie die Gegentore gefallen bzw entstanden sind war zu unglücklich, als das man gleich wieder zur Tagesordnung übergehen könnte.
Die Reaktionszeit der HSVer nach der perfekt angewendeten Vorteilsauslegung vor dem 0:1 war zu lang und auch Adler schien nicht ganz bei der Sache gewesen zu sein, als er zu spät entschied Müller zu attackieren und diesen elfmeterreif abräumte. Beim 1:2 hob Dennis Diekmeier das Abseits auf und Lewandowski kann den Fuß in einen abgefälschten Schuss halten und so zum Doppeltorschützen werden.

Dem zwischenzeitlichen Ausgleich, durch den meiner Meinung nach direkt verwandelten Freistoß von Hunt, hätte man auch wegen der Abseitsstellung von Lasogga, der zum Ball geht und dadurch auch ohne das Spielgerät zu berühren aktiv war, die Anerkennung verweigern können. So gesehen hat der HSV zwei unnötige vielleicht auch unglückliche, aber korrekte Gegentore gefangen und ein glückliches und umstrittenes Tor geschossen.

1:2 nach Toren, 7:19 Torschüsse, 43,5% zu 55,5% gewonnene Zweikämpfe, 34% zu 66% Ballbesitz.
Statistisch gibt es am Sieg der Bayern auch wenn der HSV einen Kilometer mehr gelaufen ist absolut nichts zu rütteln und doch ist es gelungen, die Bayern vom eigenen Tor wegzuhalten. Die Defensive stand gut und vorne wurde der Spielaufbau des Meisters durch konsequentes Anlaufen gestört, viele lange Bälle, recht leicht zu verteidigen, waren die Folge daraus.
Probleme bereitete lediglich der Geschwindigkeitsüberschuss von Conan und Costa auf außen, was zu vielen Freistößen führte, die allerdings unter der Würde der Bayern zu sein schienen und einfach abgeschenkt wurden.

Nein für diese Leistung muss sich der HSV nicht schämen und somit war der Ärger Labbadias nachvollziehbar, denn am Freitag war gegen Bayern mehr drin als diese knappe Heimniederlage.
Kaufen kann man sich davon allerdings auch nichts und so gilt es die volle Konzentration auf das kommende Spiel in Stuttgart zu richten, damit es dort mehr als nur Komplimente gibt.

Vielleicht ist bis dahin ja sogar schon Carlos Mane´ in Hamburg angekommen, an dessen Beispiel man sehen kann, wie die Kaderentwicklung beim HSV trotz leerer Kassen von statten gehen kann.
Mane´, ein 21 jähriger portugiesischer  U21 Nationalspieler, der bei Sporting nicht zum Zuge kommt soll für eineinhalb Jahre ausgeliehen werden. Dem Vernehmen nach soll Peter Knäbel versuchen eine Kaufoption um 10 mio € auszuhandeln, im bis 2020 laufenden Vertrag des offensiven Außenspielers steht eine Ausstiegsklausel von 60 mio €.

Selbstverständlich kann man nicht davon ausgehen, dass ein 21 jähriger, der bislang nur bei seinem Heimatverein gespielt hat zu einer sofortigen Verstärkung wird, doch für die nächste Saison sollte mit ihm zu rechnen sein. Sollte er einschlagen und so seinen aktuell bei 8 mio € liegenden Marktwert steigern könnte die Kaufoption sogar zwecks eines Weiterverkaufs gezogen werden, sollte Mane´sich nicht durchsetzen bliebe das Risiko jedoch überschaubar. Wichtig ist nur, dass man mit aller Kraft versucht ihn zu integrieren und ihm Spielzeit zukommen lässt.

Aus diesem Grund erachte ich es auch für sinnvoll Cleber spielen zu lassen, selbst wenn Emir Spahic nach seiner Bauchmuskelverletzung zurückkehren sollte. Beide sind von den Anlagen sehr ähnlich, das Plus der Erfahrung von Spahic gleicht Cleber durch die etwas bessere Technik wieder aus und bei beiden ist die Gefahr von unüberlegten Zweikämpfen die zu Karten oder Elfmetern führen können vorhanden. Wenn zwei Spieler auf einem Level sind, sollte jedoch der Jüngere den Vorzug bekommen. Das macht sowohl von der sportlichen, als auch von der finanziellen Entwicklung her Sinn.
Vielleicht war die Berufung von Finn Porath an Stelle von Ivica Olic in den Kader von Freitag ja schon ein erstes Zeichen des Umdenkens beim HSV. Die Hängepartie um die Vertragsverlängerung von Bruno Labbadia wird schließlich Ursachen gehabt haben.

Angesichts der Lage des HSV (sportlich und finanziell) werden auch die vermeidlich kleinen Entscheidungen für die Entwicklung sehr wichtig werden und für viel Gesprächsstoff sorgen. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht werden.