Mittwoch, 27. Mai 2015

Vor der Relegation

Jetzt haben wir es also wieder in die Relegation geschafft und diese zwei aus sportlicher Sicht überflüssigsten aller Spiele, die wir nach den Erfahrungen des letzten Jahres doch nie wieder erleben, oder besser durchleiden wollten, erscheinen uns wie das gelobte Land.
Für die Teilnahme müssen wir uns allerdings nicht schämen, da wir uns dafür qualifiziert haben, wir haben es (wie auch immer) geschafft mehr Punkte als Freiburg und Paderborn einzufahren und das bedeutet nun mal Platz 16 und somit Relegation.

Ungeachtet des Ausgangs der beiden Endspiele gegen den Karlsruher SC haben wir jedoch verloren.
Wir haben es nicht geschafft die Ausgliederung zu einem wirklichen Neuanfang zu nutzen.
Wir haben es nicht geschafft das Image des Chaosclubs loszuwerden.
Wir haben es nicht geschafft irgendjemanden für den Verein zu begeistern, der es nicht schon vor dieser Saison gewesen ist.
Wir haben es nicht geschafft diejenigen, die beim Prozess der Ausgliederung auf der Strecke blieben wieder einzusammeln.
Wir haben es nicht geschafft die bleierne Müdigkeit, die sich um die Mitglieder und Fans des HSV gelegt hat loszuwerden.

Die Hoffnungen, die wir, die ich in den neuen Vorstand gesteckt hatte erwiesen sich als zu groß. Der Pfad der Demut und Konsolidierung, der eingeschlagen werden sollte wurde eigentlich nie betreten, von sportlicher Neuausrichtung ist wenig bis nichts zu spüren und selbst an ein zukunftsfähiges Konzept glauben nur noch die größten Optimisten unter uns.
Selbstverständlich konnte man die meisten Entscheidungen, die der Vorstand zu Beginn der Saison traf nachvollziehen, schließlich wollten wir alle so eine Saison wie die gerade beendete nicht noch einmal erleben, doch fehlte bei aller gut gemeinten Transferpolitik wieder einmal das Gesamtkonzept. Ohne starken Trainer bekommt man keine funktionierende Mannschaft und ohne Mannschaft kann auch kein Einzelspieler glänzen.

Dabei hätte das Vereinsumfeld eine Saison wie diese akzeptiert, wenn sie denn im Einklang mit dem versprochenen Weg angegangen worden wäre. Davon bin ich überzeugt.
So verpuffte die Aufbruchsstimmung viel zu schnell und anstatt das zerstrittene Umfeld zu einen wurden die Grabenkämpfe nur verlagert, weil viele derer, die für die Ausgliederung gestimmt haben jetzt meinten diese Entscheidung verteidigen zu müssen.
Das Bild, das der HSV nach außen abgab glich dem Inneren.

Für viele war die mangelhafte Umsetzung der Ausgliederung der letzte Tropfen um sich vom Verein abzuwenden, andere fanden sich im neuen HSV nicht mehr wieder und wurden damit allein gelassen. Viele Mitglieder wurden dünnhäutiger, andere suchten Ventile für ihren Unmut und in Fällen in denen dies zusammentraf gab es irreparable Schäden.
Mein HSV ist in diesem Jahr um viele(s) ärmer geworden!

Doch die große Mehrheit steht zum HSV und so wird es auch bleiben. Relegationstickets werden in Rekordzeit abgesetzt. Schmährufe, Häme und schlechte Witze werden weiterhin ertragen und das nächste Spiel bleibt das wichtigste von allen.
So ähnlich geht es auch mir in diesen Tagen. Mir werden Tim, Florian und auch der Thomas im HSV fehlen, auch ist mir klar, dass die Sitzkissenfraktion ohne Dori und Maik nur im besten Falle nicht mehr das sein wird, was sie war und es ist mehr als fraglich, ob ich ein Teil davon bleibe.
Ich weiß auch nicht ob das flaue Gefühl in meinem Magen von der sportlichen Situation herrührt, oder den oben genannten Verlusten geschuldet ist.
Dafür weiß ich aber, dass ich morgen wieder in die Arena gehen werde und wieder für den HSV Gas geben werde und ich gehe auch davon aus, dass mich mein Verein auch in Zukunft nicht loslassen wird.

Ja, der HSV ist für mich mehr als „nur“ Fußball. Ob das nun gesund oder gut ist, oder eben nicht.
Es ist einfach so.

Freitag, 22. Mai 2015

Gastbeitrag: Mit der Bitte um Respekt

Wenn mich ein Freund oder in diesem Fall eine Freundin bittet ihr etwas Platz in meinem Blog einzuräumen, dann mache ich das. Ich mache das gerne und fühle mich ob dieser Bitte sogar geehrt. Ob ich in allen Einzelheiten mit der Meinung des Freundes / der Freundin übereinstimme spielt dabei keine Rolle. Der Text wird eins zu eins übernommen.
Hier ist der Beitrag von Meike, die sich über Morgen Gedanken macht.



                                                           
                                            Mit der Bitte um Respekt

Nun ist es also vielleicht so weit. Während ich diese Zeilen schreibe, bestehen gute Chancen, dass wir die letzten Stunden des HSV in der Bundesliga erleben. Irgendwie bin ich sprachlos. Und ich habe Angst.
Meine Angst ist dabei allerdings weniger in der Angst um den Verein begründet, dessen Fan ich mal war. Ob ich noch ein Fan bin? Ich weiß es eigentlich gar nicht so genau.

Ich bin nicht und war nie ein geborener HSV-Fan. Das Fan-Sein schlich sich mit der Zeit so ein. Ich kann kein genaues Datum nennen und ich kann auch nicht genau sagen, wann diese Gefühlssache wieder weniger wurde. Und was wurde sie. Irgendwann nach einer Hoch-Zeit, in der ich ziemlich engagiert war, oft im Stadion und viel bloggte, wurde es weniger. Das lag an privaten Umständen (ein Pferd verschlingt immens viel Zeit...) und auch an der Leistung des HSV. An dem Führungschaos. An der Ermüdung, die damit zusammen ging. Daraus resultierte, dass ich an Samstagen (oder Sonntagen, wie auch immer), immer öfter lieber im Stall blieb, als mir ein Fußballspiel anzusehen, bei dem ich das Ergebnis vorher schon kannte. Ärger, Wut, Enttäuschung.

Trotzdem lässt mich das alles auch heute noch nicht ganz kalt. Wie könnte es auch? Ich lebe mit einem geborenen HSV-Fan zusammen. Gute Freunde von mir sind seit sie denken können, HSV-Fan. Manche mehr, mache weniger, aber die Leidenschaft teilen sie alle. Fast bedingungslos. Und das bewundere ich.
Und genau aus diesem Umstand resultiert meine Angst. Abstiegsangst ist ja ein schönes Wort, aber leider beschreibt es nicht mal annähernd alles, was dahinter steht.

Heute war in der Bild (tolle Quelle, ich weiß...) zu lesen, dass die meisten Fans dem HSV den Abstieg wünschen. Letztlich ist es mir egal, ob das so stimmt, ich kann nur sagen, dass ich diese Einschätzung teile. Es ist das, was ich täglich erlebe. All die Kommentare, dass der Abstieg so unglaublich verdient wäre und der HSV aus der Bundesliga verschwinden sollte. Haben wahrscheinlich alle HSV-Fans mittlerweile schon gehört.  Ich wage nicht mal zu sagen, dass die Aussagen komplett unrichtig sind. Herz hin oder her, der Abstieg wäre alles, aber nicht unverdient, zumindest in meinen Augen und das hat sehr viele Gründe, die ich hier nicht aufzählen werde. Darüber ist an anderer Stelle schon genug diskutiert worden.

Aber, und das ist mir wichtig, selbst wenn der Abstieg für den Verein verdient ist, ist er es nicht für die Fans. Und genau deshalb möchte ich um Respekt bitten, was auch immer passiert.
Die meisten Leser wird es nicht überraschen, manche aber vielleicht schon. Es gibt sie wirklich. Die HSV-Fans, die nicht blind sind und die trotzdem ihr Herz genau an diesen Verein verloren haben. Schon mit der Geburt, in ihren Kindertagen oder später. Echte Fans, die mit den Sorgen des Vereins einschlafen und auch damit wieder aufwachen. Die sich engagieren und die sich absolut nichts vorzuwerfen haben, ganz im Gegensatz zum Führungspersonal des Vereins. Fans wie der Zwerg.
Sollte es zum Abstieg kommen, bricht genau für diese Fans eine Welt zusammen. Nicht für die Spieler, die woanders hingehen können und auch nicht für die Vereinsbosse. Es sind die Fans, die wie die Schweine leiden werden. Und genau davor habe ich Angst.

Ich werde morgen nicht im Stadion sein. Ich werde zu Hause sein. Und neben mir wird einer dieser Fans sitzen. Und ich habe Panik. Nicht vor dem Abstieg, mit dem habe ich mich wahrscheinlich schon vor mehr als einem Jahr abgefunden. Aber für den Menschen neben mich wird bei einem Abstieg morgen die Welt auf den Kopf gestellt und ich werde hilflos sein. Es wird nichts geben, was ich sagen oder tun kann. Das macht mir unendlich Angst. Ganz ehrlich, wenn ich es könnte, würde ich morgen so lange mit einem Besenstiel hinter jedem einzelnen Spieler hinterherlaufen, bis sie den Abstieg verhindert haben (und ich mangels Kondition wohl tot umfalle...). Aber ich kann es eben nicht. Ich kann, genau wie diese tollen, langjährigen Fans, nichts mehr tun.

Ich weiß, dass Dinos irgendwann aussterben, das habe ich schon im Bio-Unterricht vor sehr vielen Jahren gelernt. Und vielleicht hätte der HSV sich stattdessen lieber ein Krokodil als Maskottchen aussuchen sollen, denn die haben die Evolution ja irgendwie überlistet... aber wenn es nach mir geht, darf es diesen Dino nicht treffen (die verdammte Uhr hingegen schon, aber das ist wieder eine andere Sache).
Wie dem auch sei, bitte denkt, wenn es morgen wirklich schief geht, an die Fans. Nicht die Fan-Boys, sondern die richtigen Fans. Denkt daran, wie es euch gegangen ist, als euer Verein mal nicht so super da stand, egal mit was ihr es verbindet, denkt an die richtigen, die echten Fans. Diese Männer (ja, es gibt auch Frauen, weiß ich, kenne aber keine sehr gut...), die Tränen in den Augen haben werden und für die es eben nicht nur ein Spiel ist, nicht nur ein Verein, sondern ein besonderer Teil ihres Lebens.
Und was ist so schwierig daran, statt einem hämischen: „Na endlich hat es sie erwischt!“ eurem Gegenüber in die Augen zu sehen und einfach nur zu sagen: „Für DICH tut es mir Leid!“?

Damit sagt ihr weder, dass ihr es schade findet, dass der HSV abgestiegen ist, noch andere Dinge, die ihr vielleicht nicht sagen wolltet. Ihr bezeugt einzig und allein Respekt gegenüber einem HSV-Fan. Und wenn ihr noch einen Schritt weiter gehen wollt und könnt, vertagt die freudige Reaktion über den Abstieg einen Raum weiter. Wenn ihr nichts Nettes sagen könnt, sagt nichts. Aber bitte, bitte werdet nicht unfair den tollen Fans gegenüber, die nichts dafür können. Sie werden schon genug Leiden.
Alternativ könnt ihr natürlich auch einfach die Daumen drücken, dass sich der Abstieg noch vermeiden lässt. Das wäre mir dann sogar noch lieber ;)
In diesem Sinne:

NUR DER HSV

Sonntag, 17. Mai 2015

Hoffmann raus?

Das war es dann wohl mit der ununterbrochenen Erstligazugehörigkeit für den HSV und es ist müßig sich über verdient oder unverdient zu unterhalten.
Es ist verdient. Hätte man in den letzten 10 Jahren versucht auf den Abstieg hin zu arbeiten hätte man es kaum besser machen können. Die unterirdischen Leistungen gegen Freiburg und Stuttgart sind da nur noch der Punkt auf dem I.
Es wäre schön, wenn man wenigstens ein Ventil hätte, jemanden den man für diesen Schlamassel verantwortlich machen kann, sei es als Spieler, Trainer oder Präsident, doch nicht einmal dies ist uns in diesen Tagen vergönnt. Die Abwärtsspirale dreht sich schier unaufhaltsam seit Jahr und Tag und scheinbar kann sie durch nichts aufgehalten werden.

Die Suche nach den Schuldigen führt uns zumindest in die Zeit zurück, als man jahrelang versuchte ohne Sportdirektor auszukommen, doch auch schon vorher wurde es versäumt perspektivisch zu arbeiten. Wir erinnern uns noch an Bernd Hoffmanns Aussagen über das Millionengrab Nachwuchsarbeit. Selbst während der großen Erfolge in den 80er Jahren wurde nur in der Gegenwart gelebt und nicht für die Zukunft vorgesorgt.
Aber zu weit in die Vergangenheit zu gucken bringt uns überall hin, nur nicht nach vorne.
Ich gehöre ja zu denen, die im Sommer für die Ausgliederung gestimmt haben und denke nach wie vor, dass dies der richtige Schritt war, um dem Filz aus Inkompetenz und Kumpanei zu entkommen, doch leider blieben bei der Umsetzung ein paar Eckpunkte der Initiative auf der Strecke.
Von Demut und Konsolidierung war die Rede. Man wollte sich nachhaltig aufstellen, um den Verein wieder dahin zu führen, wo er nach seinem Selbstverständnis hingehört.

Ein Jahr später kann man nur festhalten, dass die neue Vereinsführung auf der ganzen Linie gescheitert ist. Man fuhr keinen Konsolidierungskurs und ging auch nicht demütig zu Werke. Der Versuch weitsichtig zu handeln scheiterte an der Gegenwart, die man zu Gunsten von Luftschlössern vernachlässigte (siehe auch Maßlos enttäuscht).
Trotzdem glaube ich im Sommer richtig gestimmt zu haben, weil die einzige Alternative ein „Weiter so“ war.
Wo sind aber heute die Alternativen?
Es ist so leicht jemandes Kopf zu fordern, wenn man selbst nicht für Ersatz zu sorgen hat. Und ganz ehrlich? Mir fehlt jegliche Fantasie, wenn es um eine Umbesetzung in der Führung der HSV AG geht. Davon, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt für derartige Forderungen ist will ich gar nicht reden.

Heute da ich dies schreibe bin ich davon überzeugt, dass wir die vorerst letzte Woche Erstligazugehörigkeit des Dinos erleben und dieses Eingeständnis fällt wirklich schwer, doch weigere ich mich aus meiner Wut und Enttäuschung heraus Köpfe zu fordern nur um diese rollen zu sehen.
Jetzt ist es an der Zeit diese Gedanken zurück zu stellen. Zumindest eine Woche lang sollten diese keine Rolle mehr spielen, denn es gibt Wahrscheinlichkeit hin, Glaube her noch eine Restchance auf den Klassenerhalt und ich will mir gestatten auf diesen zu hoffen, wie unverdient er auch sein möge, denn vor der Alternative graut es mir wirklich.

Nur der HSV!

Montag, 4. Mai 2015

Nach Mainz

Man kann nicht über den 2:1 Sieg des HSV in Mainz schreiben, ohne als allererstes dem Elkin Soto das beste Heilfleisch der Welt zu wünschen. Möge das Knie wieder so belastbar wie möglich werden!
In diesem Zusammenhang möchte ich die Mainzer Verantwortlichen für das spontan ausgesprochene Vertragsangebot an Soto und auch für den sachlichen Umgang mit Rafael van der Vaart loben.
Das ist großer Sport!

In wie weit die Verletzung Sotos für den weiteren Verlauf des Spiels verantwortlich war ist schwer zu sagen, auch wenn man bis Mitte der zweiten Halbzeit eine etwas blockierte Mainzer Elf zu sehen glaubte. Beim 0:1 hat sich wieder einmal das Unglück zum Pech gesellt und eine abgefälschte Flanke Westermanns senkte sich unhaltbar in das Gehäuse der Gastgeber. Labbadia sprach dabei von erzwungenem Glück, was für mich eher auf das 1:2 passt, da Kacar einen zweiten Versuch brauchte um sein Tor zu erzielen. Schön und flüssig herauskombiniert war der zwischenzeitliche Ausgleichtreffer durch Malli der wirklich schwer zu verteidigen war. Die rote Karte für Brosinski war überzogen, aber auch nicht mehr ausschlaggebend.

Was nimmt der HSV also außer den drei Punkten mit aus Mainz?
Natürlich ist da der Aufwärtstrend zu nennen, den man getrost Labbadia zurechnen darf. Immerhin hat Bruno es geschafft, dass es zu einem Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive gekommen ist. Doch man nimmt auch die Gewissheit mit, dass man trotz einer stabilen Leistung auch eine gehörige Portion Glück braucht, um Siege einzufahren (Pfostenschuss Koo). Allerdings hat man auch zum zweiten Mal in Folge einen Ausgleichtreffer weggesteckt und trotzdem das Spiel gewonnen, was für eine gefestigte Mannschaft spricht. Vielleicht kann man sogar davon reden, dass die erfahrenen Spieler (endlich) momentan so „funktionieren“, wie man es von ihnen auch erwarten darf.

War diese Entwicklung die Gesellenprüfung für Labbadia, steht er jetzt vor seinem Meisterstück, denn erreicht hat man trotz der positiven Momentaufnahme noch nichts und genau das gilt es in die Köpfe der Spieler zu bekommen. Ein einziges Pünktchen trennt uns von Platz 17 und dem direkten Abstieg. Das ist besser, als man noch vor 14 Tagen zu hoffen gewagt hätte, aber auch nicht mehr.
Mit dem Rücken zur Wand steht jetzt der kommende Gegner, dabei hat man noch vor 14 Tagen den Freiburgern die größten Chancen im Abstiegskampf bescheinigt und wenn man bedenkt, dass der Brustlöser bei uns dieser abgefälschte Stieber-Olic-Treffer war, weiß man auch was uns im Abstiegskampf noch bevorstehen kann.

Also Ball flach halten und alle Antennen auf Empfang schalten, dann könnte es tatsächlich noch klappen mit dem Klassenerhalt. Ein bisschen Glück vorausgesetzt…