Montag, 10. August 2015

Alles wie gehabt

Jeder blamiert sich so gut wie er kann und wenn der HSV in den letzten Jahren eines kann, dann das. Wobei das Pokalaus in Jena eigentlich keine neue Blamage, sondern die Fortsetzung dessen war, was man in den letzten Jahren gezeigt hat.
Die Spieler scheinen austauschbar zu sein, das Ergebnis bleibt immer gleich: Ein uninspirierter, pomadig wirkender Auftritt von elf Einzelkämpfern, die sich zum Teil haarsträubende Fehler leisten.

Nehmen wir als Beispiel das Führungstor der Jenaer, das aus einem Freistoß resultierte, dessen Ursache ein von vielen unpräzisen Zuspielen von Cleber war, der dadurch Spahic zum Foulspiel nötigte. Man kann darüber diskutieren, ob man bei einem Freistoß aus gut 30 Metern Entfernung  eine Mauer stellen muss. Unstrittig ist, dass man diesen trotz seiner Präzision halten muss.
Cleber, der für den beim Warmmachen verletzten Djourou in die Startelf rutschte wirkte als wäre er für seinen Einsatz überhaupt nicht bereit gewesen und leistete sich einen Bock nach dem anderen.

30 Minuten sollte es dauern, bis sich der HSV erstmalig dem gegnerischen Tor näherte und bei diesem einen Versuch, als der Kopfball von Spahic auf der Linie geklärt wurde, blieb es auch für die erste Halbzeit. In der zweiten geschah dann das Unfassbare. Ilicevic legt sich einen Ball zu weit vor und kann diesen erst zur Mitte bringen als er schon deutlich im Toraus ist. Olic drückt ihn über die Linie. Jeder, egal ob im Stadion oder am Bildschirm hat gesehen, dass der Ball im Aus war, nur das Schiedsrichtergespann nicht. Eine Fehlentscheidung, die um ein Vielfaches klarer als die von Karlsruhe war.

Natürlich kann der HSV, seine Fans und auch ich nichts für diesen Schiedsrichterfehler, doch mir war sofort klar, dass ich so nicht weiterkommen wollte. Zu dieser Erkenntnis ist anscheinend auch die Mannschaft gekommen, denn sie stellte die eh schon spärlich gesäten Angriffsbemühungen ein und schaffte es, obwohl man gar nicht nach vorne schob sich einfach mal überlaufen zu lassen, wobei die Betonung auf einfach liegen soll.
Warum man es wieder einmal versäumt hat einen psychologischen Vorteil auch zu einem Vorteil auf dem Platz werden zu lassen kann ich nicht nachvollziehen. Hoffte man auf die Auswärtstorregelung oder das Elfmeterschießen, oder war man schlicht und ergreifend mit sich, der Welt und dem 1:1 zufrieden? Ich weiß es nicht.

Auch nach dem erneuten Ausgleich in allerletzter Sekunde gab man das Momentum einfach aus der Hand in dem man sich in der ersten Halbzeit der Verlängerung zurückzog. Als man sich dann von einem Einwurf übertölpeln ließ war die Messe endgültig gelesen und so kam der Erstligist gegen den Viertligisten in 30 Minuten Verlängerung nicht zu einer einzigen nennenswerten Torchance. Dieser Fakt sagt eigentlich alles über den mentalen Zustand des HSV aus.

Sämtliche guten Ansätze der Vorbereitung sind also weggespült, sollte man auf dem Weg gewesen sein Kredit bei den Fans zurückzugewinnen ist dieser schon wieder verspielt, einzig die Wahrnehmung in Fußballdeutschland wird sich nicht ändern, denn man ist und bleibt die Lachnummer der Nation. Da passt es natürlich super ins Bild, wenn Peter Knäbel seinen Arbeitsplatz unfreiwillig in den Jenischpark verlegt und sich dort Gehaltslisten und Akten, die er noch nicht einmal vermisst hat anfinden.

Neben der Frage, wie sich das Pokalaus auf den weiteren Saisonstart auswirken wird, sollte es auch spannend werden zu beobachten, ob oder wann der HSV wieder in alte Muster verfällt. Sitzt Didi B. schon im Flieger nach Mallorca, um dort um Unterstützung für weitere Transfers zu betteln? Nimmt er dorthin gleich Labbadias Nachfolger mit, um sich ein Okay zu holen?
Mit Ruhe und Geduld sollte es das vorerst gewesen sein und den Trainingsfreien Montag zu streichen ist eine ebenso nachvollziehbare wie berechenbare Reaktion auf den sonntäglichen Kick, der so erschreckend war, weil eben kaum eine Reaktion auf dem Platz gegeben hat.
Meine Vorfreude und mein verhaltener Optimismus mit dem ich in die Saison starten wollte sind auf jeden Fall dahin.