Donnerstag, 2. April 2015

Comebacks

Die alten Zeiten sind ja modern beim HSV und werden gerne zurückgeholt, so geschehen bei van der Vaart, Beiersdorfer, Olic oder dem Stadionnamen.
Das Comeback des kleinen Holländers neigt sich nach drei Jahren, die man wohlwollend als durchwachsen bezeichnen kann dem Ende entgegen, da der auslaufende Vertrag nicht verlängert wird. Auch das Heilsbringerimage des ersten Vorstandsvorsitzenden der HSV Fußball AG bekommt (nicht nur) ob des ausbleibenden sportlichen Erfolgs erste Kratzer. Und die Zweifel an der Verpflichtung des überaus beliebten Ivica Olic werden mit jedem Spiel ohne Tor lauter. Selbst der neue alte Stadionname hat irgendwie schon vor seiner Rückkehr an Glanz eingebüßt. Doch am vergangenen Wochenende kehrte mit der Schwatzhaftigkeit des Aufsichtsrates etwas zurück, das wirklich niemand wieder haben wollte.

Nach der Entlassung Zinnbauers und dem Einspringen auf Zeit von Peter Knäbel war jedem klar, dass der HSV zur kommenden Saison einen neuen Trainer brauchen würde. Da Beiersdorfer schon mal einen losen Kontakt zu Thomas Tuchel bestätigt hatte, war es auch normal, dass der Name des ehemaligen Mainzers ganz oben auf der spekulativen Liste stehen würde. Wie leicht sich Karl Gernandt im NDR Interview dann aber den Verhandlungsstand aus der Nase ziehen ließ war schon sehr verwunderlich. Ohne jede Not wurde ausgeplappert, was weder spruchreif war, noch in den Zustandsbereich des Aufsichtsratsvorsitzenden fällt.

Was aber hat Gernandt zu solchen Äußerungen getrieben?
Schon zu Beginn seiner Amtszeit hat der Kühne-Vertraute mehrmals über das Ziel hinausgeschossen, bevor es dann so ruhig um ihn wurde, wie es sein Amt eigentlich verlangt. Daher kam dieser Rückfall zumindest für mich sehr überraschend.
Da ich Dummheit als Grund für diese Äußerungen ausschließen will, bleiben noch Eitelkeit oder Taktik als mögliche Ursache.
Wenn ich jetzt von den taktischen Erwägungen ausgehe, werden diese nichts mit der Verpflichtung eines Trainers und schon gar nichts mit der Verpflichtung Thomas Tuchels zu tun haben. Möglich scheint jedoch, dass man die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von der Mannschaft ablenken wollte, um Knäbel die größtmögliche Ruhe in der Vorbereitung auf den Saisonendspurt zu verschaffen. Auch die auslaufenden Verträge von vdV, Jansen, Ilicevic und Kacar, die allesamt nicht verlängert werden sind kaum noch eine Meldung wert.
Gegen diese Möglichkeit spricht das Zahnschmerzengesicht Beiersdorfers, als er im Sportclub auf die Verhandlungen mit Tuchel angesprochen wurde und natürlich, dass derlei Äußerungen absolut kontraproduktiv bei Verhandlungen jeder Art sind.
Nicht neu ist, dass Karl Gernandt sein Gesicht ganz gerne mal im Fernseher sieht…
Sicher ist, dass dieses Interview Gernandts auf ihn und den HSV zurückfällt, egal wie die Nachfolge auf dem heißesten Stuhl der Liga geregelt werden wird.

Das auch Peter Hermann ein Rückkehrer ist, wurde mir erst nach der Lektüre des Blogbeitrags Toller Trainer, frommer Wunsch des Kollegen Rebiger klar, die 2 Bundesligaspiele für die Rothosen aus dem Jahr 1973 waren mir tatsächlich entfallen. Die Verpflichtung begrüße ich aber außerordentlich, da dem analytisch arbeitenden Peter Knäbel dadurch der praktische Part an die Seite gestellt wird.
Die eigentliche Rückkehr steht Peter Hermann am Sonnabend mit dem Spiel in Leverkusen, wo er die meiste Zeit als Spieler und auch Trainer verbracht hat bevor.
Was uns dort erwartet steht mal wieder in den Sternen und auch wenn man nach dem Trainerwechsel nicht übermäßig viel erwarten darf, kann es sich der HSV nicht leisten Punkte abzuschenken und so hoffe ich, dass die zinnbauersche Kampfkraft in die Ära Knäbel/Hermann herübergerettet und mit etwas mehr Spielkultur gepaart werden kann.