Donnerstag, 22. Januar 2015

Volkspark Hurra!

Die Namensodyssee hat ein Ende. Nachdem die bisherigen Namensgeber des ehemaligen und zukünftigen Volksparkstadions am Namensfluch gescheitert sind, gibt es dank Kühne jetzt den Schritt zurück nach vorne.
Rechtzeitig zur sonntäglichen Mitgliederversammlung bekommen die HSV-Fans dieses ganz besondere Leckerli präsentiert, das den Namen Kühne in einem ganz anderen Licht erstrahlen lässt. War er bis gestern noch der eiskalte Geschäftsmann aus der Schweiz, ist er mit einem Schlag zum sympathischen Wohltäter hanseatischer Prägung aufgestiegen.
Oder nicht?



Ausgerechnet Klaus-Michael Kühne, der bis zuletzt um den Preis für die Anteilsbeteiligung am HSV gestritten hat setzt dieses Zeichen gegen den Kommerz, oder aber zumindest für die Tradition. 4mio€ lässt sich der Spediteur die Namensrechte pro Jahr kosten. 4 Jahre lang läuft der Vertrag.
Zusätzlich erwirbt Kühne für 18,75mio€ 7,5% an der HSV-AG. Rechnet man dies hoch kommt man auf 250mio€ Gesamtwert des Vereins, die bisher gehandelten 330mio€ entsprachen lt. Frank Wettstein auf HSV.de „…nicht dem Unternehmenswert entsprachen, den Wirtschaftsprüfer nach den für sie maßgeblichen Grundsätzen ermittelt haben.“

Doch was bedeuten diese zwei unterschiedlichen Geschäfte mit der einen Person für den HSV?
Mit der Umbenennung der Arena in Volksparstadion sucht die Leitung der AG den Schulterschluss mit den Fans, die bei der Ausgliederung verloren gegangen sind. Ein Schritt der für mich absolut nachvollziehbar ist, nebenbei wird den Fans die Person Klaus-Michael Kühne, an der sich seit Jahr und Tag die Geister scheiden schmackhaft gemacht.
Außerdem kommt man der Bitte von Imtech nach, sie aus dem bis 2016 laufenden Vertrag vorzeitig zu entlassen. Der Erlös aus den Namensrechten bleibt nahezu unverändert, was angesichts der Historie der Namensgeber und der stockenden Sponsorensuche wohl nicht schlecht ist.

Im Gegensatz zu den Erlösen aus den Namensrechten fließt für den Anteilskauf kein Geld, vielmehr werden 18,75 der 25mio€ Kühne-Darlehen umgewandelt. 6,25mio€ bleiben als Darlehen bestehen.
Frank Wettstein dazu: "Für uns ist diese Vereinbarung ein sehr wichtiger Meilenstein, der uns an vielen Stellen weiterhilft. Zum einen müssen wir nun die Rückzahlung der Darlehen an Herrn Kühne nicht leisten. Damit entfällt ein großer Handlungsdruck auf der Finanzierungsseite. Zweitens verbessern wir unsere Eigenkapitalquote deutlich, was ein ebenso wichtiges Zeichen an unsere weiteren Kreditgeber, z.B. für die Stadionfinanzierung, ist. Drittens steigern wir unsere Ertragssituation, in dem wir einerseits keine Zinsen an Herrn Kühne zahlen müssen und andererseits Planungssicherheit und Stabilität hinsichtlich der Vermarktungserträge aus dem Stadionnamen bekommen. Daneben können wir die Vereinbarung in den Lizenzantrag bei der DFL mit einbringen, so dass wir auch hinsichtlich der Lizenzierung ein deutliches Zeichen abgeben können. "

Über den Daumen betrachtet ist das Darlehen, welches der HSV vor dieser Saison benötigte in Anteile umgewandelt worden. Nicht weniger, aber auch nicht viel mehr. Wie viel Geld von diesem Darlehen noch als liquide Mittel zur Verfügung stehen entzieht sich meiner Kenntnis.
Sicher ist nur, dass der HSV auch nach diesem Deal keine großen Sprünge machen kann und ich hoffe, dass dies auch den handelnden Personen bewusst ist. Andererseits wurde ein Zeichen in Richtung zukünftiger Partner gesetzt, dass hinter den Plänen des HSV mehr als nur heiße Luft steckt, was bei eventuellen Verhandlungen hilfreich sein kann.

Für jemanden, der „nur“ unterstützen will legt Kaufmann Kühne sehr viel Wert auf einen Gegenwert für seine Unterstützung. Das ist natürlich sein gutes Recht,  doch bin ich Volksparkstadion hin, Kühnearena her von seinen Motiven nicht überzeugt, denn was macht es für ihn für einen Unterschied, ob er für sein Geld 7,5 oder 5,7% Anteile bekommt? Für den HSV wäre dieser Unterschied bei Verhandlungen mit weiteren Partnern 20mio€ groß…




Für den HSV ist die Kühnebeteiligung im Rahmen des Machbaren als Erfolg zu betrachten, auch wenn es nicht der erhoffte große Befreiungsschlag geworden ist.
Absolut bemerkenswert ist hingegen, dass von dem nahenden Abschluss der Verhandlungen des HSV mit Herrn Kühne nichts zu lesen war.
Immerhin eine Sensation.