Donnerstag, 27. November 2014

Ein defensiver Plan

Vielleicht war es das qualitativ schlechteste Nordderby, vielleicht auch das leiseste, auf jeden Fall hingen die beiden Aussagen eng zusammen. Da der „nervende Dauersupport von denen da oben“ in dieser Saison ausbleibt und „die da unten“ noch einige wichtige Termine wahrzunehmen hatten, kam es zu einer situativen Unterstützung der Mannschaft von den Rängen. Das einzig Verwunderliche dabei war die Ankündigung des Spiels als lautestes Derby ever.
Das Problem bei einem situativen Support ist, dass der Funke vom Spielfeld auf die Ränge überspringen muss und dazu braucht es mehr als eine solide stehende Defensive.

Dabei war der Auftritt in den ersten 20 Minuten alles andere als schlecht, schließlich kam gegen sehr tief stehende Gegner zu ein paar Chancen und ein paar Ansätzen dazu. Das war im Rahmen der momentanen Möglichkeiten schon sehr ordentlich. Danach fühlte ich mich an Berlin erinnert, da die Mannschaft es nicht schaffte ihr Spiel durchzuziehen und jegliche Gefährlichkeit vermissen ließ. Ob die HSVer nachließen oder die Weseraner stärker wurden vermag ich dabei nicht zu sagen. Sicher ist nur, dass der Gegner am Sonntag deutlich schlechter als die Hertha war, da er sich keine Chancen aus dem herausspielen konnte.

Aber war der Gegner wirklich schlechter oder lag es auch an einer verbesserten Defensivleistung des HSV?
Klammern wir das denkbar schlecht gestartete Pokalspiel gegen Bayern einmal aus, hat der HSV in den drei Spielen nach Hertha (Leverkusen, Wolfsburg, Bremen) gerade zwei Gegentore bekommen. Eines davon weil ein Olic halt da steht wo er stehen muss, das andere war ein ebenso vermeidbarer wie sehenswerter Konter nach einem eigenem Freistoß.
In den neun Spielen unter Zinnbauer gab es nur neun Gegentore. In der letzten Saison waren es gegen die gleichen Gegner 24. Wenn man bei dieser Entwicklung von einem Fortschritt spricht, lehnt man sich nicht zu weit aus dem Fenster, dass dieser Fortschritt zu Lasten des Offensivspiels geht ist aber ebenso wenig abzusprechen.

Nach den 75 Gegentoren in der vergangenen Saison ist eine Fokussierung auf die Defensive nicht nur nachvollziehbar, sondern alternativlos. Der Blick über den Tellerrand in Richtung Mönchengladbach zeigt uns, dass Lucien Favre auch dort zuerst die Defensive stabilisiert hat und erst als dieser Prozess weit vorangeschritten (abschließen kann man ihn wohl nicht) war begannen die Fohlen auch wieder attraktiv nach vorne zu spielen.Das soll natürlich nicht heißen, dass wir im kommenden Jahr auf Augenhöhe mit wem auch immer sein werden, aber wenn der eigeschlagene Weg denn gerade bei Rückschlägen und es werden schlimmere als ein schwaches Spiel gegen Hertha kommen, konsequent verfolgt wird besteht die Möglichkeit, dass es in absehbarer Zeit wieder zu mehr, als nur Abstiegskampf reichen wird.

Auch ich würde gerne wieder Spektakel und Erfolg im Volkspark sehen, doch dahin ist es noch ein weiter Weg, allerdings stimmt mich die Entwicklung in der Defensive stimmt positiv, dass ein Besuch in der Arena bald wieder vergnügungssteuerpflichtig wird. Dafür braucht es aber noch Zeit und somit auch Geduld und auch der Umgang mit Teilerfolgen, wie dem am Sonntag will gelernt sein. Die Schlagzeile aus dem Kicker: Djourou: "Werder war nur der Auftakt"
stört mich sehr, denn von Ankündigungen habe ich die Nase voll, weil sie in den letzten Jahren zumeist genau das blieben: Ankündigungen.

Also konzentriertes Arbeiten, den eingeschlagenen Weg konsequent verfolgen, unterstützen auch wenn es manchmal schwer fällt und Erfolge wie Misserfolge richtig einschätzen.
Das klingt doch nach einem Plan, oder?
Nur der HSV!