Donnerstag, 27. November 2014

Ein defensiver Plan

Vielleicht war es das qualitativ schlechteste Nordderby, vielleicht auch das leiseste, auf jeden Fall hingen die beiden Aussagen eng zusammen. Da der „nervende Dauersupport von denen da oben“ in dieser Saison ausbleibt und „die da unten“ noch einige wichtige Termine wahrzunehmen hatten, kam es zu einer situativen Unterstützung der Mannschaft von den Rängen. Das einzig Verwunderliche dabei war die Ankündigung des Spiels als lautestes Derby ever.
Das Problem bei einem situativen Support ist, dass der Funke vom Spielfeld auf die Ränge überspringen muss und dazu braucht es mehr als eine solide stehende Defensive.

Dabei war der Auftritt in den ersten 20 Minuten alles andere als schlecht, schließlich kam gegen sehr tief stehende Gegner zu ein paar Chancen und ein paar Ansätzen dazu. Das war im Rahmen der momentanen Möglichkeiten schon sehr ordentlich. Danach fühlte ich mich an Berlin erinnert, da die Mannschaft es nicht schaffte ihr Spiel durchzuziehen und jegliche Gefährlichkeit vermissen ließ. Ob die HSVer nachließen oder die Weseraner stärker wurden vermag ich dabei nicht zu sagen. Sicher ist nur, dass der Gegner am Sonntag deutlich schlechter als die Hertha war, da er sich keine Chancen aus dem herausspielen konnte.

Aber war der Gegner wirklich schlechter oder lag es auch an einer verbesserten Defensivleistung des HSV?
Klammern wir das denkbar schlecht gestartete Pokalspiel gegen Bayern einmal aus, hat der HSV in den drei Spielen nach Hertha (Leverkusen, Wolfsburg, Bremen) gerade zwei Gegentore bekommen. Eines davon weil ein Olic halt da steht wo er stehen muss, das andere war ein ebenso vermeidbarer wie sehenswerter Konter nach einem eigenem Freistoß.
In den neun Spielen unter Zinnbauer gab es nur neun Gegentore. In der letzten Saison waren es gegen die gleichen Gegner 24. Wenn man bei dieser Entwicklung von einem Fortschritt spricht, lehnt man sich nicht zu weit aus dem Fenster, dass dieser Fortschritt zu Lasten des Offensivspiels geht ist aber ebenso wenig abzusprechen.

Nach den 75 Gegentoren in der vergangenen Saison ist eine Fokussierung auf die Defensive nicht nur nachvollziehbar, sondern alternativlos. Der Blick über den Tellerrand in Richtung Mönchengladbach zeigt uns, dass Lucien Favre auch dort zuerst die Defensive stabilisiert hat und erst als dieser Prozess weit vorangeschritten (abschließen kann man ihn wohl nicht) war begannen die Fohlen auch wieder attraktiv nach vorne zu spielen.Das soll natürlich nicht heißen, dass wir im kommenden Jahr auf Augenhöhe mit wem auch immer sein werden, aber wenn der eigeschlagene Weg denn gerade bei Rückschlägen und es werden schlimmere als ein schwaches Spiel gegen Hertha kommen, konsequent verfolgt wird besteht die Möglichkeit, dass es in absehbarer Zeit wieder zu mehr, als nur Abstiegskampf reichen wird.

Auch ich würde gerne wieder Spektakel und Erfolg im Volkspark sehen, doch dahin ist es noch ein weiter Weg, allerdings stimmt mich die Entwicklung in der Defensive stimmt positiv, dass ein Besuch in der Arena bald wieder vergnügungssteuerpflichtig wird. Dafür braucht es aber noch Zeit und somit auch Geduld und auch der Umgang mit Teilerfolgen, wie dem am Sonntag will gelernt sein. Die Schlagzeile aus dem Kicker: Djourou: "Werder war nur der Auftakt"
stört mich sehr, denn von Ankündigungen habe ich die Nase voll, weil sie in den letzten Jahren zumeist genau das blieben: Ankündigungen.

Also konzentriertes Arbeiten, den eingeschlagenen Weg konsequent verfolgen, unterstützen auch wenn es manchmal schwer fällt und Erfolge wie Misserfolge richtig einschätzen.
Das klingt doch nach einem Plan, oder?
Nur der HSV!

Montag, 24. November 2014

Derbysieg

Die Erleichterung war schon sehr groß, als das 101. Nordderby dann endlich gelaufen war.
Die Punkte einsacken, den Mund abputzen und aufs nächste Spiel vorbereiten würde man nach so einem Spiel sagen, wenn die Saison einigermaßen normal verlaufen würde. Das tut sie aber nicht und somit war der Sieg gegen einen der direkten Gegner im Abstiegskampf umso wichtiger.

Joe Zinnbauer scheint sein Spielsystem im 4-1-4-1 gefunden zu haben und brauchte somit nur den (einmal mehr) verletzten Marcel Jansen positionsgetreu zu ersetzen. Seine Wahl fiel dabei auf Mohamed Gouaida, der allerdings auf der rechten Seite begann, Nicolai Müller spielte dafür links. Somit waren beide offensiven Mittelfeldpositionen mit Spielern besetzt, die gerne nach innen ziehen und somit Räume für die aufrückenden Außenverteidiger schafften. Diese Räume müssen allerdings sowohl durch Zuspiele, als auch von Dieckmeier und Ostrzolek selbst konsequenter genutzt werden. Zu oft wurden die beiden übersehen, oder sie spielten die Bälle wieder zurück. Waren sie dann einmal durch, ließ die Qualität der Flanken oft zu wünschen übrig.

In der Zentrale biete das 4-1-4-1 die Möglichkeit variabel auf Spielsituationen zu reagieren. Gegen Bremen spielte van der Vaart wesentlich tiefer als zuletzt und diente so als erste Anspielstation für Behrami, der sich im Aufbauspiel oft zwischen die Innenverteidiger zurückfallen ließ. Während der Kapitän von dieser Variante profitierte, rieb sich Lewis Holtby etwas weiter vorne in Zweikämpfen auf und blieb weitestgehend ohne Wirkung. Dies galt leider auch einmal mehr für Müller, der gegenüber dem sehr agilen Gouaida etwas abfiel. Lasogga schaffte es trotz großem Einsatz erst nach dem 1:0 gefährlich zu werden und wirkt nach wie vor etwas blockiert.

Die Innenverteidiger ließen aus dem Spiel nichts zu und bei den Standardsituationen konnte Drobny glänzen und die Null festhalten. Auch wenn die Bremer Angriffsbemühungen von recht überschaubarer Qualität waren, gelang es der Verteidigung die Konzentration hoch zu halten. Das war der Grundstein zum Sieg.
Im Aufbauspiel galt meistens Safety first und so wurde der Ball (zu) oft quer oder zurück gespielt anstatt die angesprochenen Räume auf außen zu nutzen. Angesichts der Ausgangslage war dies jedoch verständlich, für Spektakel ist momentan eben nicht der richtige Zeitpunkt.

Rudnevs für Holtby war der erste Wechsel, um für die Entscheidung zu sorgen. Das leuchtete ein. Götz für Müller war der zweite Wechsel, um… Ja warum eigentlich? Götz deutete an, dass er dynamisch in die Lücken des Gegners vorstoßen kann, doch so richtig einleuchten wollte mir diese Entscheidung Zinnbauers nicht. Muss sie auch nicht. Letztlich führte der Einwurf von Götz zum Tor durch Rudnevs und der Trainer hat restlos alles richtig gemacht. Beinahe hätte er es sogar noch richtiger gemacht, denn der gerade eingewechselte Arslan hätte das Zwonull machen müssen, überließ es dann aber Raphael Wolf den Ball über die Linie zu bugsieren.

Wenn man jetzt sagt, dass der Sieg auf Grund der höheren Spielanteile in Ordnung geht, macht man wohl nichts verkehrt. Daran geglaubt hab ich in der 80. Minute nicht mehr.
Beide Mannschaften haben gezeigt, dass es in dieser Saison nur gegen den Abstieg gehen kann und wahrscheinlich auch bis tief in die Rückrunde gehen wird. Umso wichtiger sind die Punkte gegen den direkten Kontrahenten. Erreicht wurde ein Sieg aber auch nicht mehr.
Die Kehrseite der Medaille war übrigens die erste Niederlage der Regionalligamannschaft, deren Kader von den Profis geschröpft wurde, was an diesem Tag nicht zu kompensieren war, zumal neben den abgestellten Brunst, Götz, Marcos und Gouaida auch noch Cigerci fehlte. Die frühe rote Karte gegen Arslan tat dann ihr Übriges.

Für mich war es nach (schier endlos) langer Zeit mal wieder ein Livesieg des HSV und das Bier bei Knappis schmeckte nach diesem Spiel besonders gut.
Auch wenn 12 Punkte nach ebensoviel Spielen hochgerechnet 7 Punkte mehr als in der letzten Saison sind und die Ausbeute von zwei Punkten pro erzieltem Treffer beeindruckend ist, bleibt noch viel zu tun, um die Klasse zu halten und den nächsten Schritt zum Ziel gilt es in Augsburg zu machen.
Von irgendwelchen Serien will ich nicht mehr schreiben, da doch nur das nächste Spiel zählt.

Mittwoch, 19. November 2014

Vor dem Derby

Funkstille bei mir im Blog. Es gibt auch nicht Neues zu vermelden und so kann man höchstens das Alte aufwärmen und sich fragen, wie zufrieden man mit dem neuen HSV ist.
Unverändert ist die sportliche Situation maßgeblich für die Stimmung rund um den Volkspark und die ist halt so wie sie ist. Da mich Analysen jeglicher Art nur deprimieren würden, erspare ich sie mir und frage mich, ob die Arena noch stehen würde, wenn sich im Sommer nicht so viel geändert hätte. Weiter darauf eingehen will ich aber auch nicht, da mir nicht nach Spekulationen zu Mute ist.
Fest steht allerdings, dass die neue Führung von ihrem Bonus zehrt.

Beiersdorfer ist angetreten um den Verein zu beruhigen, ihn zu einem verlässlichen Partner für Angestellte, Sponsoren und auch Fans zu machen. Man soll sich wieder mit dem HSV identifizieren können, ja stolz soll man sein, wenn man mit der sichtbaren Raute durch die Stadt läuft.
Es war klar, dass dies bei all dem zerschlagenen Porzellan ein langer und beschwerlicher Weg werden würde und es hat den Anschein, als sei man darauf noch nicht allzu weit gekommen.
Obwohl der Start eigentlich gelungen ist. Beiersdorfers authentisches Auftreten hat zumindest mich mitgenommen und die von ihm installierte sportliche Doppelspitze ist ein Versprechen auf eine bessere Zukunft.

Frank Wettstein (hat er eigentlich seinen Job wie geplant am 15.11. angetreten?) soll als Finanzchef den Verein sanieren, um den es gut vier Monate nach der vollzogenen Ausgliederung nicht besser als zu e.V.-Zeiten aussieht. Bislang, so der Eindruck von außen, hat die Ausgliederung inklusive der personellen Umgestaltungen in Kader und Vorstand nur Geld gekostet.
Stellt man die gestiegenen Kosten des Lizenzspielerkaders der tabellarischen Ausbeute gegenüber, kann man nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Der Anteilsverkauf stellt sich auch schwieriger als erhofft dar. Kühne ist der gewohnt knurrige Verhandlungspartner und hat seine Rolle zwischen Investor und Gönner anscheinend auch für sich selbst noch nicht gefunden. Die Schlange der strategischen Partner in Lauerstellung ist erwartungsgemäß kurz. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass die Bewertung des Vereins (der AG) gerade erst abgeschlossen ist, andersrum verbessert sich die Verhandlungsbasis des Vereins durch die gestiegenen Kosten und die daraus resultierende Abhängigkeit vom frischen Geld natürlich nicht.

Vor diesem Hintergrund kam die Verlängerung des Vertrages mit Joachim Hilke überraschend. Ich traue mir aber weder zu die Nähe Hilkes zu Kühne und Gernand, noch seine Arbeit der letzten Jahre zu bewerten.
Die wirtschaftliche Entwicklung wird man erst mit dem Abschluss dieses Geschäftsjahres, sprich zum Ende der Saison beurteilen können. Zumindest bin ich gewillt so lange still zu halten und die Vereinsführung machen zu lassen, auch wenn mir die sichtbaren Zeichen nicht so recht gefallen wollen.

Sportlich steht der Verein vor richtungsweisenden Wochen. Die Wichtigkeit eines Heimsieges am Sonntag vor ausverkauftem Haus kann man angesichts der geschilderten Lage kaum überbewerten und ich bin absolut gespannt, wie die Mannschaft das Spiel angehen wird. Gelingt es dem Gegner den Schneid abzukaufen, oder läuft man wie so oft in den letzten Derbys einem frühen Rückstand hinterher? Laut soll es werden, allerdings wäre es mir wesentlich lieber, wenn sich die Mannschaft auf die Jagd nach Toren macht, als wenn die Fans versuchen Lautstärkerekorde zu brechen. Sollte jedoch beide erfolgreich sein, werde ich bestimmt nicht meckern.

Dienstag, 11. November 2014

Gefühle vor und nach Wolfsburg

Ich hab es wieder getan. Dabei weiß ich doch ganz genau wohin es führt, wenn ich mit einem guten Gefühl in ein Spiel gehe. Aus dem guten Gefühl wird eine Erwartungshaltung und diese wird prommt enttäuscht.
Ich hab natürlich auch nicht geglaubt, dass der HSV Wolfsburg mal eben aus dem eigenen Stadion schießen würde, dafür gab es ja auch wenig Anlass. Nur dieses Gefühl, dass da etwas gehen würde, das war da.
Und mal ganz ehrlich, bis zum 2:0 hat der HSV die Partie offen gehalten. Wolfsburg war Feld- und auch Spielüberlegen, kam aber ebenso wenig zu eindeutigen Torgelegenheiten wie der HSV. So ist auch das 1:0 eher zufällig entstanden, als Olic eben da stand, wo er zu stehen hat, als Diekmeier zu spät seinen Platz am Pfosten verließ und dadurch der überflüssigste aller Eckbälle zum Erfolg für die Wölfe führte.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit war der HSV dann sogar Feldüberlegen und hat auch mal bei Benaglio angeklopft, ohne dabei allerdings wirklich Gefahr auszustrahlen. Dieser Mut wurde dann aber schnell mit dem spielentscheidenden Konter zum 2:0 bestraft. Es war das zweite Mal, dass van der Vaart aus aussichtsreicher Position zum direkten Freistoß antrat und auch das zweite Mal blieb er an der Mauer hängen. Das der Abpraller direkt bei de Bruyne landete war Pech, die Entscheidung Behramis auf ein taktisches Foul zu verzichten war falsch, die defensive Absicherung bei dem Freistoß war mangelhaft, der Konter der Wolfsburger war großartig und das Spiel war entschieden. Art und Zeitpunkt dieses Tores trafen die HSVer (auch mich) bis ins Mark und auch wenn Stieber noch eine gute Torchance hatte war damit der Drops gelutscht.

Die Frage ist nun welche Lehren man aus diesem Spiel ziehen will.
Ein 0:2 in Wolfsburg erscheint momentan als absolut normales Ergebnis und sollte für sich betrachtet niemanden zu panischen Äußerungen oder gar Handlungen veranlassen.
Neun Punkte und vier Tore aus elf Spielen sollten hingegen sämtliche Alarmglocken schrillen lassen. Ich gehe davon aus, dass jeder beim HSV diese Glocken hört und an einem Abstellen dieser nervigen Töne arbeitet, ob diese Arbeit Früchte tragen wird steht allerdings auf einem anderen Blatt Papier.
Der HSV kommt in diesen Tagen so harmlos daher, dass man kaum hoffen mag, dass sich dies innerhalb der Länderspielpause ändern wird.

Bremen wird uns wieder schön das Spiel machen lassen und versuchen die entstehenden Räume zu nutzen. Wohin so ein Spiel bei der momentanen Durchschlagskraft und Kreativität führen kann haben wir in Berlin gesehen. Doch was sollen wir, soll Joe Zinnbauer machen? Er kann nur darauf hinarbeiten, dass irgendwann dieser vermaledeite Knoten platzt und sich die Mannschaft ein, oder besser gleich mehrere Erfolgserlebnisse erarbeitet. Auch wenn mir nicht klar ist, wie das funktionieren soll, ist dies doch der einzig gangbare Weg.

Der Eindruck, dass der HSV von einem Virus befallen ist, wie es Daniel Jovanov in seiner Kolumne ausdrückt drängt sich förmlich auf, doch kann ich jeden verstehen, der sich mit dem Hinweis auf die erbrachten kämpferischen Leistungen gegen diesen Eindruck wehrt. Und auch wenn der HSV viral verseucht wäre, müsste man sich dagegen wehren und darf sich nicht ins Krankenbett legen und auf eine Heilung warten, wie immer diese auch aussehen könnte.

Werder, Augsburg, Mainz, Freiburg und Stuttgart sind die nächsten Aufgaben und danach wird man endgültig wissen woran man ist und wenn ich am 23. mit einem mulmigen Gefühl Richtung Arena gehe, werde ich mich daran erinnern, dass ich vor Wolfsburg ein viel besseres Gefühl hatte und was daraus geworden ist.

Nur der HSV!

Freitag, 7. November 2014

Serie starten

Vor dem Spiel gegen die zur Zeit bärenstarken Wölfe gibt es wieder jede Menge Schlagzeilen beim HSV, die sich nicht mit dem Fußball befassen. Dabei ist der HSV dieser Saison noch auf der Suche nach sich selbst und hat einmal mehr die Chance auf den Start einer Siegesserie. Zwei Siege in Folge wären doch mal ein Statement, welches angesichts der Gegner noch an Aussagekraft gewinnen würde. Gegen Hoffenheim war man ja schon kurz davor diesen gordischen Knoten zu durchschlagen, scheiterte aber letztlich an der eigenen Abschlussschwäche, gegen Wolfsburg wäre es wohl schon ein kleiner Erfolg Abschlüsse in ausreichender Anzahl zu kreieren, ohne dabei die Abwehr zu entblößen.

Auch wenn die letze Aussage einer Phrase gleicht, ist die Suche nach der Balance zwischen Kampf und Spiel, Angriff und Verteidigung sowie Sicherheit und Risiko nach lange nicht angeschlossen. Ich hoffe, dass dabei das Duo auf der Acht eine erneute Chance bekommt sich einzuspielen, da ich an das Potential dieser Lösung glaube. Für mich ist das 4-1-4-1 System auch die einzige Möglichkeit den Kapitän in der Startaufstellung zu behalten. Alle anderen Ansätze sind in meinen Augen gescheitert.

Gescheitert ist auch der Versuch einer außergerichtlichen Einigung mit Mirko Slomka, der zwar eine Freistellungsregelung unterzeichnet haben soll, aber im Nachhinein gegen diese vorgehen und sein volles Gehalt bis zum Vertragsende (Sommer 2016) beziehen will.
Da ich mich in juristischen Fragen nicht auskenne, bleibt mir nur festzustellen, dass ich diese Klage als unangebracht empfinde, da die umstrittene Regelung es Trainer und Verein ermöglicht sich ihrer Zukunft zu widmen. Allerdings dachte ich das seinerzeit bei Herrn Bosmann auch.

Absolut positiv klingt die Nachricht, dass Alexander Otto den von Bernhard Peters umgeplanten und auf ein Volumen von 8 Millionen Euro abgespeckten Campus zeitnah auf eigene Kosten umsetzen will. Gespannt bin ich, ob das Projekt als Stiftung, Schenkung oder wie auch immer verwirklicht wird. Schließlich wurde schon manch eine Zahlung in Richtung des Vereins angekündigt, die dann letztlich zum Darlehen umfunktioniert wurde.

Das führt mich zur Wertfeststellung der HSV Fußball AG. 330 Millionen Euro soll der Wert des ausgegliederten Vereins betragen. Gut 82 Millionen würden in die Kassen der klammen AG fließen, wenn die angedachten 24,9 Prozent der Anteile unter das Volk gebracht werden.
Nun frage ich mich schon seit die Idee der Ausgliederung nebst Anteilsverkauf aufgekommen ist, warum Herr Kühne Anteile erwerben will. Nach eigenen Aussagen will er kein Geld mit dem HSV verdienen und plötzlicher Reichtum durch HSV-Anteile scheint mir auch nicht sehr wahrscheinlich zu sein, auch um Publicity für Kühne & Nagel scheint es ihm nicht zu gehen, also was zum Geier will er mit Anteilen?

Das Beispiel Otto verdeutlicht doch, dass es auch andere Wege gibt den HSV zu unterstützen und man würde bestimmt auch für Herrn Kühne einen passablen Weg finden. Doch anscheinend will der Herr den Daumen auf seinem Geld behalten, nachdem er mit der Verwendung der Mittel beim Anstoß³ Projekt unzufrieden war.
Vielleicht sieht Her Kühne aber auch getätigte Absprachen als nicht erfüllt an und möchte dem HSV den Zugang zu seinem Geldbeutel daher nicht so leicht machen. Mit Sicherheit sind schon alleine durch die wechselnden Gesprächspartner auf Seiten des HSV nicht alle Zusagen eingehalten worden. Zumindest gibt es bei den Verhandlungen des HSV mit Kühne wohl kein schwarz oder weiß, sondern jede Menge grau.

Sollten sich die Gerüchte über ein Engagement der Postbank und/oder Adidas bewahrheiten, könnte sich dies auch positiv auf die Verhandlungen mit dem Spediteur im Ruhestand auswirken, wobei die Postbank allen Anschein nach mehr Interesse am Stadionnamen (Postbankfiliale?), als am Erwerb von Anteilen haben soll.

Doch zum Glück gibt es am Sonntag wieder etwas Fußball und vielleicht gerade wegen der momentanen Stärke Wolfsburgs habe ich ein gutes Gefühl. Der niedrige Erwartungsdruck sollte sich einmal mehr positiv auf die Leistung der Mannschaft auswirken, die wohl mit Behrami und daher unverändert gegenüber dem Leverkusenkick auflaufen könnte. Also hinten kompromisslos und vorne etwas kreativer spielen und eine Serie starten.
Klingt doch eigentlich ganz einfach.

Sonntag, 2. November 2014

Heimsieg erkämpft

Und wieder einmal heißt es ganz tief durchatmen. In der Nachspielzeit spielte der Neunationalspieler Karim Bellarabi den Ball an Drobny vorbei gegen den Innenpfosten, von wo das Spielgerät zurück ins Feld sprang und Sekunden danach war der erste Heimsieg eingetütet. Natürlich war gestern ein Spiel mit vielen Geschichten, doch am Ende bleibt die Feststellung, dass der HSV den Heimsieg ausgerechnet gegen den Gegner einfuhr, den er auch vor fast sieben Monaten zuletzt im Volkspark besiegte.

Es war ein umkämpftes, ein hartes Spiel in dem letztlich 50 Fouls (27:23) und etliche Handspiele zu Buche standen. Schön anzusehen war es bestimmt nicht, dafür aber höchst spannend. Gar nicht mehr ansehen bzw anhören mochte ich mir die Kommentare von Rudi Völler, der vor dem Spiel zum wiederholten Male meinte total unreflektiert über den Calhanogluwechsel sprechen zu müssen und danach die weinerliche Tante Käthe gab, deren Spieler doch ein schützenswertes Gut seien und der böse, böse Schiedsrichter sei seiner Aufgabe eben dieses Gut zu schützen nicht nachgekommen.
Auch Roger Schmidt hat den Schuldigen für die Niederlage schnell gefunden, denn der HSV hätte jedes Aufbauspiel seiner Elf mit einem Foul unterbunden und der Schiedsrichter hat diese nicht gepfiffen.
Aber warum sollte auch auf einem Mal guter Stil unter dem Bayerkreuz Einzug halten?

Ja, der HSV war bissig und nahm jeden Zweikampf an. Das eine oder andere Foul war vielleicht etwas heftiger als unbedingt notwendig, so überzogen wie das Foul von Donati kurz vor der Pause war allerdings keins.
Egal. Lasst sie jammern. Nicht gejammert hat Hakan Calhanoglu über die Pfiffe (von denen er mMn jeden einzelnen verdient hat) und auch nicht über das sehr harte Einsteigen Rafael van der Vaarts, für das dieser folgerichtig Gelb gesehen hat. Nicht schön waren die Gegenstände, die in seine Richtung flogen, als er vor der Nord einen Freistoß ausführen wollte. Zum Glück wurde er nicht getroffen und hat auch nicht so getan als ob.

Taktisch versuchte es der HSV mit einem 4-1-4-1-System, in dem Behrami auf der 6 zeigte, wie unverzichtbar er mittlerweile für das Team ist. Zentral davor spielten Holtby und van der Vaart nebeneinander, und konnten sich so beim Gegenpressing abwechseln. Ob diese Aufstellung auch die spielerischen Möglichkeiten erhöht, ist nach diesem Kampfspiel nicht zu beurteilen.
Hervorheben möchte ich aber die Leistung der Innenverteidiger, die fehlerfrei spielten, einen Großteil der Zweikämpfe gewannen und so dem Team Sicherheit gaben.

Wenn Du einem Gegner spielerisch nicht auf Augenhöhe begegnen kannst, musst Du ihn auf Dein Niveau bringen. Dies ist der Mannschaft gestern sowohl taktisch als auch kämpferisch hervorragend gelungen. Allerdings ging es ja auch wieder gegen einen „Großen“ der Liga, einer Mannschaft, die über das spielerische Moment kommt, daher wäre es grundfalsch, von einer Wende zum Besseren zu sprechen. Die Mannschaft zeigt ein ums andere Mal, dass sie will. Schon im nächsten Heimspiel muss sie auch zeigen was sie kann. Doch davor gibt es noch den Trip nach Wolfsburg, wo ähnliche Tugenden, wie gestern gesehenen gefragt sein werden. Vielleicht gelingt es dann ja auch, sich ein paar Chancen herauszuspielen und diese im Idealfall auch zu verwerten.