Freitag, 19. September 2014

Mit Joe gegen Bayern

Acht Siege aus acht Spielen lautet die Bilanz von Josef Zinnbauer mit der Zweiten des HSV. Okay, die hat mittlerweile auch ihr neuntes Spiel unter Joe Mourinhos Zinnbauers Nachfolger Daniel Petrowsky bei der bisher ungeschlagenen Zweiten von Eintracht Braunschweig gewonnen, aber das  ist natürlich noch der Verdienst von Zinnbauer. Ein wie auch immer gearteter Erfolg gegen die Bayern am Samstag hingegen wäre ein klarer Fingerzeig dafür, wo es jetzt mit dem HSV hingehen wird, bleibt dieser aus, wurde der Schuldige schon entlassen.

Ja, es geht schnell in Hamburg einen Heldenstatus zu erlangen, wie schnell es geht diesen wieder zu verlieren weiß niemand so gut wie Mirko Slomka, der sich jetzt, da er nicht mehr in Amt und Würden ist mit Vorwürfen konfrontiert sieht, auf die ich hier nicht näher eingehen will, da ich sie weder bestätigen, noch entkräften kann. Stattdessen verweise ich gerne auf die Homepage des Extrainers, auf der sich dieser sehr stilvoll von Hamburg und dem HSV verabschiedet.

Doch zurück zu Hamburgs neuem Helden. Die Verpflichtung Zinnbauers wurde so positiv aufgenommen, wie sonst vielleicht nur die, eines wirklichen Toptrainers und damit meinen ich eine Klasse über Thomas Tuchel. Auch ich bin froh, dass nicht einer der üblichen Verdächtigen zum HSV geholt wurde, finde aber die Euphorie um den neuen Übungsleiter etwas überzogen.
Begründet ist diese in der Konzeptlosigkeit des Vereins in der letzten Dekade und die Sehnsucht nach etwas Nachhaltigkeit auf dem Posten des Trainers.

Darüber hinaus scheint Zinnbauer zu der neuen sportlichen Leitung aus Beiersdorfer, Peters und Knäbel (der ja noch nicht unterschrieben hat) zu passen. Man nimmt ihm ab, dass er ohne zu zögern auf „seine Jungs“ der Zwoten zurückgreifen würde, wenn die Herren Profis nicht so mitziehen, wie er es gerne hätte. Dabei frage ich mich, was wohl Kerem Demirbay und Jonathan Tah im „Zweitligaexil“ gedacht haben, als sie von dem Trainerwechsel erfahren haben…
Konzept vor Namen lautet die Devise beim HSV und Joe Zinnbauer brauchte Beiersdorfer nicht von sich und seiner Vorgehensweise zu überzeugen, da diese bekannt und der Grund für seine Beförderung war.

Ins Abseits hat sich einmal mehr Karl Gernandt mit seiner 120 % - Äußerung manövriert. Ich frage mich, ob Gernandt denn jetzt endlich kapiert hat, worin seine Aufgabe beim HSV besteht. Bei der PK zur Entlassung von Slomka gab es ja schon ein paar kleine Spitzen von Didi, die sich aus dessen Mund ein bisschen wie das Zurechtweisen kleiner Kinder anhörten. Hoffentlich werden da intern klarere Worte gefunden.

Ein gefundenes Fressen für Fußballdeutschland war der Tagungsort in der Hafencity, schließlich könne man daraus ableiten, wer beim HSV die Entscheidungen trifft. Wenn ich jetzt schreibe, dass das Büro von Kühne und Nagel eine unglücklich gewählte Location für die Beratungen über die Entlassung des mehrmals von Kühne und Gernandt angezählten Trainers war übertreibe ich wohl nicht. Doch wenn ich die Entscheidungen, Entlassung trotz 120% und Zinnbauer trotz Sehnsucht eines älteren Herren nach einem Toptrainer sehe und bewerte, tragen die doch mehr die Handschrift der sportlichen Leitung als die der Geldgeber.

„Die Entscheidungen fallen im Volkspark“ sagt Beiersdorfer dann auch und ich werde es ihm so lange glauben, wie ich kann. Aber wie sehr sich die Öffentlichkeit auf die (in seinen Augen) Kleinigkeit der Auswahl eines Tagungsortes stürzt, sollte nicht nur ihm bekannt sein und daher kann man diese nur als dilettantisch bezeichnen. Mir stellt sich in diesem Zusammenhang einmal mehr die Frage, ob man die Vereinsführung da nicht aus der Presseabteilung oder dem Sekretariat besser beraten könnte.

Doch wichtig ist nur auf`m Platz und auf diesem warten jetzt die Bayern und mich würde wundern, wenn Pep keine Überfalltaktik wählen würde, um die Verunsicherung des HSV für eine schnelle Entscheidung zu nutzen. Dies haben Tayfun Korkuts 96er ja gerade eindrucksvoll vorgemacht.
Oben schrieb ich von einem wie auch immer geartetem Erfolg der Mannschaft und meine damit das Auftreten der Truppe und nicht das Ergebnis. Man kann in drei Tagen einüben, dass aufrückende Außenverteidiger abgesichert werden, wie man auch Leidenschaft erkennen kann, wenn diese denn vorhanden ist. Für den Umgang mit Rückschlägen scheint das Spiel gegen die Bayern ja geradezu prädestiniert zu sein. Von der Dominanz auf dem Spielfeld, die Zinnbauer anstrebt wird man hingegen wohl eher weniger sehen.