Mittwoch, 8. Januar 2014

Schuld und Chance

Elf Tage vor der HSV-Mitgliedsversammlung sind die Meldungen um den Verein negativ.
Überall kann man Analysen der gerade veröffentlichten Bilanz für das Geschäftsjahr 2012/13 lesen, welche je nach „struktureller Ausrichtung“ des Analysten von bedenklich bis katastrophal bewertet wird.
Einigkeit besteht immerhin bei der Ursachenforschung: Mangelnder Erfolg auf dem Platz und auf dem Transfermarkt. Nicht ganz so einig ist man sich bei der Frage nach dem oder den Schuldigen.

Sucht man den Zeitpunkt, an dem der Verein vom Transfergeschick verlassen wurde, landet man unwillkürlich am 23.Juni 2009, dem Tag an dem Dietmar Beiersdorfer nach jahrelangem Kleinkrieg mit Bernd Hoffmann einer vorzeitigen Auflösung seines Vertrags zustimmte und der Verein es nicht schaffte das entstandene Vakuum in Sachen sportlicher Kompetenz aufzufüllen.
Schuldig ist also der damalige Aufsichtsrat, der sich erstens gegen Beiersdorfer entschieden hat, was zu dem Zeitpunkt bestimmt der bequemere Weg war und der es zweitens nicht geschafft hat einen Nachfolger zu finden. Die Serie aus Peinlichkeiten bei der Sportchefsuche ist wohl jedem Leser noch hinlänglich bekannt.

Es folgten millionenschwere Fehlschläge auf dem Transfermarkt, die aber auch deshalb floppten, weil es den wechselnden Übungsleitern nicht möglich war, das vorhandene Potential der Spieler auf den Platz zu bringen. So musste ein Marcus Berg auf Verletzungen der gesetzten Guerrero und Petric lauern, um auf Einsatzzeit zu kommen, bei einem Gojko Kacar weiß man bis heute noch nicht so genau, welche Position er spielen soll. Freie Plätze im Kader wurden mit alternden Stars wie Ze Roberto und van Nistelrooy besetzt, die nebenbei auch einen großen Teil des Personalbudgets verschlangen.
Schuldig ist also Bernd Hoffmann, der sportlich aber auch wirtschaftlich falsche (vom AR abgesegnete) Entscheidungen getroffen hat. Dabei erinnere ich mich an die Anfrage von Real Madrid für van Nistelrooy, die abgelehnt wurde, obwohl Ruud zu dem Zeitpunkt nur zweite Wahl war.

Die Idee Carl Edgar Jarchow als Interimsvorstand zu installieren war so schlecht nicht, denn es gelang zumindest zeitweise den Verein zu beruhigen, zumal der endlich gefundene Sportchef Frank Arnesen die Hoffnung auf eine sportliche Entwicklung des HSV weckte und ganz Hamburg bereit war, dem Verein die notwendige Zeit dafür zu geben. Mit der Verlängerung des Vertrages von Jarchow war es vorbei mit der Ruhe und die immer vorhandenen Ränkespiele um die Macht im Verein wurden öffentlich ausgetragen und gipfelten in der Entlassung Arnesens.
Schuldig ist also Carl Edgar Jarchow, dem es nicht gelungen ist dem Verein in den Griff zu bekommen und der davor zurückschreckt sich gegenüber dem Aufsichtsrat stark zu machen, um diesen aus dem operativen Geschäft fernzuhalten.

Der Posten des Sportvorstandes gleicht heute dem eines Mangelverwalters. Ein Zustand, der sich allerdings auch nicht durch überzogene Medienpräsenz aufbessern lässt. Oliver Kreuzer hat bestimmt kein leichtes Amt übernommen, doch hätte er es sich durch besonnenere Öffentlichkeitsarbeit gerade was seine Verkaufsstrategie betrifft wesentlich einfacher machen können.
Vergleiche ich die Vereinsführung von heute mit der vor dem 23.Juni 2009 schneidet sie in allen Belangen schlechter ab. Gleichgeblieben ist lediglich das Fehlen einer Vereinsphilosophie. Übungs- und Nachwuchsleiter geben sich seit Jahren die Klinken in die Hand und ein Scoutingchef löst den nächsten ab. Was bleibt sind chaotisch zusammengestellte Kader und jede Menge Ideen, deren Umsetzung nie abgeschlossen wurde.
Schuldig ist also das DuoHoffmann/Beiersdorfer, welches trotz dem Erreichen von Platz 13 im UEFA-Ranking, eine Weichenstellung für die Zukunft versäumte.
Müßig ist die Frage, ob das Etablieren einer Vereinsphilosophie, oder zumindest einer konstanteren Vereinsführung gelungen wäre, wenn Hoffmann/Beiersdorfer 2005 eine Ausgliederung der Profiabteilung bei der Mitgliedschaft hätten durchsetzen können.
Mit dieser müßigen Frage schließt sich der Kreis bis zur MV in elf Tagen.

Fest steht, dass es möglich ist unter den momentanen Strukturen eine sehr gute Vereinsführung zu etablieren, dabei ist es auch egal wie groß der (kooptierte) Aufsichtsrat ist. Es kommt nur auf die handelnden Personen an.
Fraglich ist die Höhe der Wahrscheinlichkeit, die bestmöglichen Personen unter den vorherrschenden Strukturen in Amt und Würden zu bekommen.

Fest steht auch, dass sich bei sportlichem Erfolg die finanzielle Situation des Vereins verbessern würde.
Fraglich ist nur, ob und wie sich dieser denn einstellen wird.

Fraglich ist, ob HSVPlus die Lösung all unserer Probleme ist.
Für mich steht aber fest, dass HSVPlus die größte Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche Zukunft bietet.

Außer Frage steht für mich, dass ich den Vorstand am 19.Januar mit meiner Stimme beauftragen werde eine Ausgliederung gemäß dem Antrag von HSVPlus vorzubereiten und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass über 50% der anwesenden Mitglieder dies ablehnen werden. Ob dann auch bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die 75% für HSVPlus zu begeistern sein werden, kommt wohl sehr stark darauf an, ob das entstehende Schattenkabinett die Mitglieder überzeugen kann. Ich hoffe dies doch stark, denn in meinen Augen überwiegen die Chancen, die HSVPlus bietet die Risiken um ein Vielfaches.

Nur der HSV!