Freitag, 18. Oktober 2013

Gedanken zu Strukturen

In der nächsten Woche werde ich eine Informationsveranstaltung von HSVPlus besuchen, daher will ich mir durch diesem Beitrag verdeutlichen, wie ich zu der Initiative stehe, um mir die für mich richtigen Fragen zu überlegen. Ich befasse mich mit dem Wunsch nach Veränderungen im Verein nicht erst seit ich hier schreibe und auch in meinem HSV-Talk auf Mein-Sportradio.de sind die Gremien und Strukturen immer wieder Thema. Allmählich gilt es die Gedanken und Gespräche zu einer Meinung zusammenzufassen denn ich wäre ja nicht der erste Zauberlehrling, der die Geister die er rief nicht wieder los wurde.

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Strukturen des Vereins professionalisiert werden müssen, schließlich werden Umsätze im dreistelligen Millionenbereich generiert, die bestmöglich eingesetzt werden wollen. Die Zeit der eingetragenen Vereine im Profifußball scheint abgelaufen zu sein, schließlich gilt es sich gegen konzernunterstützte Betriebssportabteilungen zu behaupten. Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass Hoffenheim und Leipzig die letzten Versuche von Milliardären und Konzernen sein werden ihre Projekte im Millionengeschäft Fußball voranzutreiben.
Ich will hier (noch) nicht das Bild des gallischen Dorfes in der Römerzeit herauf beschwören, doch klar ist, dass für jeden aufkommenden Verein ein anderer weichen muss. Nur durch die Unsummen, die in der Champions League „verdient“ werden können diese Wettbewerbsnachteile auf lange Sicht ausgeglichen werden. Wenn neben den Bayern nur noch VW, Bayer, SAP und Red Bull in der CL spielen, wird die dadurch entstehende Lücke nicht mehr zu schließen sein. Anders als „normale“ Clubs in welcher Rechtsform diese auch immer agieren, haben die werksunterstützten Fußballunternehmen die Möglichkeit Misswirtschaft auszugleichen.
In meinem Beitrag Zum Erfolg verdammt habe ich aufzuzeigen versucht wie schnell es für vermeidlich erfolgreiche Vereine bergab gehen kann, wenn nur das Glück bei Transfers und damit der sportliche Erfolg  ausbleibt. Auch der HSV hat zum Ende der Hoffmannära über seine Verhältnisse gelebt und auf die falschen Pferde bzw. Spieler gesetzt, die gutes Geld verdient haben, aber nach Beendigung ihrer Verträge den Verein ablösefrei verlassen haben.
Ze Roberto und van Nistelrooy oder auch Petric kommen mir dabei in den Sinn, selbst van der Vaart kann einer dieser Kandidaten werden. Für 13 Millionen € gekommen, mit 3,5 Millionen € Jahresgehalt ausgestattet, könnte er den Verein im Sommer 2015 ablösefrei in Richtung Amsterdam verlassen, um dort noch zwei Jahre zu kicken. Mit Beraterhonoraren kommt man da leicht und locker auf 25 Millionen € für 3 Jahre Fußball, also in etwa auf die Summe, die man bei einer Ausgliederung mit einer marktgerechten Beteiligung von 24,9% erhalten könnte.
Ich habe ganz bewusst die besonderen Umstände bei der Abwicklung des vdV – Deals mit Herrn Kühne ausgeblendet, weil es mir im Moment um die Zukunft und nicht um die Vergangenheit geht. Genauer gesagt geht es mir darum zu verdeutlichen, dass vor einer strategischen Beteiligung Dritter erst ein Konzept stehen muss. In meinen Augen muss der Fahrplan also lauten erst das Konzept, dann die Köpfe und erst wenn sich beides bewehrt hat sollte man über die Veräußerung von Beteiligungen nachdenken, dann aber auch bitte um die Entschuldung des Vereins voranzutreiben und nicht um kurzfristig sportliche Erfolge durch Transfers zu erhalten. Schließlich wird durch den Verkauf von Anteilen ein Einmaleffekt erzielt, den man nutzen sollte um den Verein auf lange Sicht besser aufzustellen.
Letztlich muss der Verein mit dem Geld auskommen das er einnimmt und diese Einsicht sollte bei jedem Konzept im Mittelpunkt stehen. Bernd Hoffmann ist daran gescheitert, dass er Gehälter auf internationalem Niveau gezahlt hat, ohne die entsprechenden Einnahmen verbuchen zu können. Durch die Fehlschläge auf dem Transfermarkt konnte dies, anders als in den Jahren zuvor auch nicht durch Spielerverkäufe kompensiert werden. Daraus müssen Lehren gezogen werden.
Es geht bei den anstehenden Veränderungen auch nicht um Garantien, die weder sportlich noch wirtschaftlich gegeben und gehalten werden können, es geht um das Erhöhen der Erfolgswahrscheinlichkeit. Diese wiederum hat sehr wohl etwas mit einer strafferen Organisation und finanziellem Spielraum zu tun, was für mich der entscheidende Punkt ist. Ich bin davon überzeugt, dass man auch mit den jetzigen Strukturen erfolgreich Arbeiten könnte, doch traue ich das der momentanen Vereinsführung nicht zu.
Stand Heute bin ich also für eine Ausgliederung, wenn die Vorgehensweise stimmt. Ich denke auch, dass man einen größeren Konsens in der Mitgliedschaft erhalten kann, wenn man einen Anteilsverkauf frühestens für 2016 vorsieht, wenn sich das neue Gremium schon bewährt hat. Diesen Vorschlag werde ich auch bei der Informationsveranstaltung zur Diskussion stellen und bin auf die Antworten gespannt.