Dienstag, 30. April 2013

Zum Erfolg verdammt



Das es für Werder Bremen bis zum Ende der Saison noch um etwas geht ist nicht neu. Nur die Tabellengefilde in denen sich dies abspielt haben sich doch geändert. Fünf mal in Folge haben die Werderaner zwischen 2004 und 09 in der Champions League gespielt und auch für die Saison 10/11 gelang die Qualifikation für die Königsklasse.
In diesem Jahr steht die Elf von der Weser am 32.Spieltag vor einem richtungsweisenden Spiel im Abstiegskampf. Sollte am Samstag die Partie gegen Hoffenheim verloren gehen, droht Platz 17 und selbst bei einem Sieg ist man noch nicht gerettet.

In meinen Augen wird der SVW gerade vom Fluch der guten Tat getroffen.
Über Jahre, ja fast Jahrzehnte hat Werder mit einer Ein- und auch Verkaufspolitik geglänzt, die ihres Gleichen suchte. Scheinbar problemlos wurden die Abgänge ersetzt und der Erfolg blieb. Um das Duo Allofs-Schaaf wurde Bremen nicht nur von mir, sondern auch von der halben Liga beneidet. Zudem wurde der Verein von besonnenen Kaufleuten geführt, die für Nachhaltigkeit Sorge getragen haben. Für einen HSV-Fan wie mich waren das paradiesische Zustände.

Als nun aber durch die fünfmalige CL-Teilnahme Gewinne erwirtschaftet wurden, weckten diese natürlich Begehrlichkeiten und ein Spielerberater nach dem Anderen klopfte an die Tür der sportlichen Leitung. Der Anstieg des Gehaltsgefüges war nicht zu vermeiden. Der zehnte Platz der Saison 08/09 konnte im Folgejahr korrigiert werden (Platz 3), als aber das Jahr 10/11 mit Platz 13 abgeschlossen wurde, gingen bei den hanseatischen Kaufleuchten die Warnleuchten an und es musste gespart werden.

Zeitgleich wurde das Erfolgsduo Allofs-Schaaf auch vom Transferglück verlassen und die abgehenden Spitzenspieler konnten nicht gleichwertig ersetzt werden. Geblieben sind durchschnittliche Spieler, die auf CL-Niveau verdienten und so den Spielraum für Transfers verengten. Die Folge davon können wir heute in der Tabelle ablesen.

Die exorbitanten Einnahmen in der Champions League sind also Segen und Fluch zugleich. Kann man eine einmalige Teilnahme noch als Betriebsunfall deklarieren und die Spieler samt Berater mit Prämien zufriedenstellen, wird sich spätestens nach der dritten Teilnahme das Gehaltsgefüge den Einnahmen anpassen und der Verein ist zum Erfolg verdammt.

Diese Gefahr sehe ich auch bei Borussia Dortmund, die momentan förmlich mit Geld zugesch(m)issen werden. Ich höre schon die Aktionäre nach Dividende schreien und die Klinke von Aki Watzkes Bürotür wird sich in diesen Tagen auch stark abnutzen.

Vor der Arbeit der sportlichen Leitung des BVB habe ich, wie einst beim SVW, absolute Hochachtung! Diesen hochverschuldeten Verein an die Spitze der Liga und jetzt sogar des Kontinents zu führen ist eine wahre Meisterleistung. 

Jetzt aber steht der Verein am Scheideweg. Will man die drohenden Abgänge auch nur nahezu gleichwertig ersetzen muss man die Schatulle für Ablöse und Gehalt weit aufmachen und ein hohes Risiko gehen. Wozu das führen kann weiß man aus der eigenen Vergangenheit nur zu gut. Geht man den Weg der Vernunft und füllt die Lücken im Kader mit jungen, entwicklungsfähigen Spielern auf, droht früher oder später das Schicksal der Bremer.

Böse Zungen behaupten ja, dass der FC Bayern nur so viel Geld für Götze und Lewandowski (?) bezahlt, um die Dortmunder vor diese Problematik zu stellen, denn genau das meinen die Münchner, wenn sie sagen, dass Dortmund noch längst nicht auf Augenhöhe mit ihnen ist.

Als Sportfan wünsche ich mir, dass der SV Werder die Klasse halten kann und dem BVB der Drahtseilakt zwischen sportlichem Erfolg und finanzieller Vernunft gelingen wird. Die Liga braucht einen ernstzunehmenden Kontrahenten für die Bayern genauso wie der HSV sein Nordderby.

Donnerstag, 25. April 2013

Mia san mia?



Was für eine Woche für den deutschen Fußball.  
Deutschland - Spanien 8:1.  
Doch viel mehr als das Was beeindruckte das Wie. Es waren zwei herausragende Auftritte der beiden Bundesligavertreter, die alles gezeigt haben, was den modernen Fußball ausmacht. Ob das gleichbedeutend mit einer Wachablösung bei den europäischen Balltretern ist, wage ich zu bezweifeln und erinnere an des Kaisers Ausspruch nach dem WM Sieg 1990, als er dem deutschen Fußball für die Zukunft Unschlagbarkeit attestierte. Doch das soll heute nicht mein Thema sein.

Viel mehr interessiert mich meine unterschiedliche Wahrnehmung der beiden Spiele. 
War es bei den Bayern eher das anerkennen der Leistung, habe ich mich für Dortmund wirklich gefreut.

Als Sportfan habe ich überhaupt keine Probleme damit sportliche Leistungen anzuerkennen. Das klappt sogar, wenn auch mit etwas Verzögerung, bei Niederlagen „meines“ HSV. Man sieht eine Leistung, analysiert sie so objektiv, wie es eben möglich ist und kommt dann zu einem „Gut gemacht“, oder wie am Dienstag zu einem „Sehr gut gemacht“.

Im Europapokal bin ich seit je her für die deutschen Mannschaften, ob aus Lokalpatriotismus, oder weil man Vereine und Spieler wesentlich genauer kennt und dadurch eine Art Bindung aufgebaut hat, ist dabei letztlich egal. Man fiebert und zittert einfach mit. Die Bayern werden jedoch immer mehr zu einem ausländischen Team. Ich gucke ein Spiel mit Interesse, doch anstatt des „Wie geil ist das denn!“ nach dem Sieg der Dortmunder, gibt es halt nur ein „Sehr gut gemacht“.

Als ich mich vor einiger Zeit gefragt habe warum das denn so ist, stellte ich fest, dass es die Fans sind, die mich so stören. Damit meine ich natürlich nicht die Sorte Fans, die sich seit Jahr und Tag mit ihrem Verein befassen und sich auch nicht scheuen diesen einmal kritisch zu hinterfragen, mir geht es viel mehr um die Art Fan, die sich bewusst den FCB als Mannschaft aussuchen, um sich im Erfolg dieses Vereins sonnen zu können, die das Mia-san-mia in jeder ihrer Äußerungen mitschwingen lassen, obgleich sie doch nichts zum erfolgreichen Werdegang beigetragen haben. Ich verabscheue dieses öffentliche die Pest an den Hals gewünsche, welches sich manch ein Fan zu Eigen gemacht hat, wenn es um die Spiele der Konkurrenz geht.

Dabei ist es mir egal, wie jemand sein Fandasein auslebt. Ob einer in der Dortmunder Süd steht oder in der Klatschpappenarena sitzt, ob vor dem Fernseher Sky guckt, oder sich einem Hakelstream reinzieht. 
Mir geht es um Bodenhaftung und Demut, um Respekt und Sportsgeist und das ist meiner Meinung nach einen Großteil der Bayernfans abhanden gekommen, so es denn vorhanden war. Natürlich ist dies kein ausschließliches Bayernphänomen, doch ist die Häufung und Penetranz doch nicht von der Hand zu weisen.

Ich freue mich auf ein Deutsch-Deutsches Finale in Wembley, weiß aber schon ganz genau, wem ich die Daumen drücken werde.

Donnerstag, 18. April 2013

Schneckenrennen

Stell Dir vor es ist Europapokal
und keiner will dahin!
Wäre das denn nicht fatal?
Wo wäre da der Sinn?

Warum noch streben, laufen, spielen,
ist der Abstieg erst vermieden?
Warum kämpfen, tricksen, wühlen?
Warum weit`re Pläne schmieden?

Ab und zu noch mal gewinnen,
OK, das muss wohl sein.
Sonst erheben Fans noch ihre Stimmen,
gegen Spieler und Verein.

Doch nach dem Siege und Platz sieben
wird`s allerhöchste Zeit,
für Niederlage Unentschieden,
sonst ist es bald so weit.

Europa droht und zwar mit Macht.
Verein sei wach! Pass auf!
Sonst Donnerstags, schon weit vor acht,
nimmt`s Schicksal seinen Lauf.

Und reisen musst Du ganz weit weg,
Polen Schweden und noch weiter.
Gar bis Russland, was ein Dreck,
wo`s wolkig ist statt heiter.

Würd sich der Aufwand aber lohnen,
gäb`s Reichtum oder Ehr,
dann gäb`s kein Lahmen und kein Schonen,
kein Schneckenrennen mehr!

Die Kunst beim Rennen mit den Schnecken
ist pure Illusion.
Kein Fan, kein Schreiber darf`s entdecken,
doch was merken die denn schon...

Dienstag, 16. April 2013

Die Sache mit der Taktik oder der Fluch der guten Tat



Wir schreiben den 23.11.2012 ca. 16.00 Uhr, der Ort der Handlung ist Düsseldorf.
Raffael van der Vaart versucht einen langen Ball zu erlaufen, bricht aber mit der Geste, die nichts Gutes verheißt ab.
Er greift sich an den Oberschenkel. Hinrundenaus.                            

Das Spiel des HSV war bis dahin nicht gut und wurde eher schlechter. Folgerichtig ging der Sieg in dem von brennenden Bannern überschatteten Match mit 2:0 an die Fortuna. Für den HSV war die Niederlage ärgerlich, befand man sich doch nach dem miserablen Saisonstart auf dem Weg zu einer lange vermissten Stabilität.

Für diesen Anflug von Stabilität sorgte die Doppelsechs. Milan Badelj und Tolgay Arslan haben es geschafft der Defensive einen gewissen Halt zu geben und die meisten Gegentore fielen nach individuellen Fehlern, vor den natürlich auch die beiden 6er nicht gefeit waren.
Der große Vorteil von Arslan und Badelj im defensiven Mittelfeld ist, dass sie die Zweikampfstärke und Aggressivität eines 6ers mit der Ballbehandlung und zum Teil auch der Finesse eines 8ers oder gar 10ers verbinden. Wenn sich also, wie bei Fink üblich, einer der Beiden zwischen die Innenverteidiger fallen lässt um das Spiel zu eröffnen, steht der Andere als Anspielstation zur Verfügung.

Die taktische Marschroute wurde durch die Besetzung der offensiven Außen mit der defensiven Variante Aogo/Skjelbred, oder eher offensiv mit Son/Beister bestimmt und ist auch während des Spiels mit entsprechenden Wechseln zu korrigieren.
Für dieses System ist van der Vaart, sei es als 10er, oder als hängende Spitze elementar, da er meist zwei Gegner bindet und so für Räume sorgen kann.

Hier schließt sich der Kreis zum Spiel im letzten November. Durch den Ausfall sah sich Fink gezwungen das System umzustellen. Er zog Arslan auf die 10 vor und ließ eine Mittelfeldraute spielen. Mit dieser Taktik errang der HSV 7 Punkte aus den Spielen gegen Schalke(H), Wolfsburg(A) und Hoffenheim(H). Dabei wurden zum Teil sehr ordentliche Leistungen gezeigt, welche auch vom 0:3 gegen Leverkusen nicht überdeckt wurden. Allerdings wurde bei der Bewertung dieser Spiel übersehen, dass sich die drei erstgenannten Vereine am Tiefpunkt ihrer Form befanden.

Als van der Vaart nun nach der Winterpause und einer verpassten Vorbereitung zurückkehrte, hielt Fink an der Raute fest und es folgte das auf und ab, welches in den Klatschen von Hannover und München, sowie jämmerlichen 4 Punkten aus den letzten 5 Heimspielen gipfelte. So unkonstant wie die Leistungen des Holländers und der Mannschaft war auch die taktische Ausrichtung.

Durch die anhaltende Verletzung von Ivo Ilicevic und Marcus Berg, sowie Beisters Sperre hatte Fink auch nicht die Möglichkeit die von mir angesprochene offensive Variante des 4-2-3-1 spielen zu lassen. Einzig das vorziehen von Jansen als verkappten Linksaußen ins offensive Mittelfeld hätte dies ermöglicht, doch diese Baustelle wollte Fink nicht wieder aufmachen.

Beim Auswärtssieg in Mainz bildeten Arslan und Badelj nun wieder die Doppelsechs und sie dominierten nicht nur das Mittelfeld, sondern leiteten auch beide Tore durch Ballgewinn und Pass ein.
Ein Bewerbungsschreiben für die restliche Saison. 
Nun ist aber leider das kommende Heimspiel gegen Düsseldorf in keinster Weise mit Mainz zu vergleichen und da Beister noch gesperrt und Ivo noch nicht fit ist, fehlen Fink weiterhin die offensiven Alternativen.

Ich bin gespannt, wie Fink dieses Spiel personell angehen wird. Wahrscheinlich rückt Rudnevs wieder in die Startelf, Son spielt rechts und Jiracek gibt den Linksaußen. Ich würde lieber sehen, dass der zuletzt starke Skjelbred den Rechtsaußen gibt und Son über links kommt, sicher ist nur, dass es auf Grund der personellen Lage nicht optimal sein wird. 
Für uns Fans läuft es also wohl wieder auf eine Geduldprobe hinaus. Aber das sind wir ja gewohnt.

NUR DER HSV!

Mittwoch, 10. April 2013

Kapitäne



Rafael van der Vaart ist neuer HSV-Kapitän.
Diese Nachricht barg zumindest unter den Twitterern einiges an Unterhaltungspotential. So war vom „Verführungsspieler“ oder der spitzen Kraft zu lesen, um nur zwei Beispiele der originellen Wortschöpfungen zu bemühen.

Auch meine spontane Reaktion (live auf www.mein-sportradio.de) fiel ähnlich aus. Mir war und ist es unverständlich, wie man in einer derartigen sportlichen Krise einem Spieler die Verantwortung übertragen kann, der sich sowohl offensichtlich als auch öffentlich in einer schwierigen privaten Situation befindet.
Dabei liegt mir nichts ferner, als andere Menschen für ihr Privatleben zu kritisieren, selbst wenn sie dieses so öffentlich wie die van der Vaarts austragen, mir geht es um das Wohl des HSV und daher nehme ich mir das Recht die Entscheidung unseres Trainers zu hinterfragen und dabei muss auch die Frage nach dem klaren Kopf des Kandidaten eine Rolle gespielt haben.

Auch jetzt, um und bei zwanzig Stunden nach dem Wechsel, fühlt sich dieser noch nicht besser an. Allerdings ist die Bereitschaft zurückgekehrt sich damit sachlich auseinanderzusetzen. Also versuche ich doch mal die Entscheidungsfindung des Trainers nachzuvollziehen. Drei Niederlagen am Stück, Vier aus den letzten sechs Spielen und das mit diesem unsäglichen Torverhältnis sind wohl Grund genug für Veränderungen. Doch wo den Hebel ansetzen?

Gegen Freiburg saßen ausschließlich defensiv denkende Spieler auf der Bank und es stellte sich die Frage, warum denn kein Nachwuchsmann in den Kader aufrückte. Die Antwort folgte einen Tag später beim Spiel der Regionalligamannschaft in Rheden. Dort lief eine von fünf Amateuren unterstützte Profimannschaft für den HSV auf und holte sich eine 1:4 Klatsche ab. Fazit die Bankdrücker sind außer Form und vom Nachwuchs ist nichts zu sehen.

Für Fink bedeutet dies, dass er auf die Spieler kaum Druck machen kann, da sich niemand für die Startelf aufdrängt. Um trotzdem ein Zeichen zu setzen, wechselt er den Kapitän. Diese Maßnahme bot sich an, da Heiko Westermann das Amt zunehmende wiederwillig ausübte und keine Lust mehr verspürte sich nach den Spielen der Presse zu stellen und sich für die Mannschaft zu rechtfertigen, die ihm, wie wohl in München geschehen, nicht einmal mehr zuhören will.

Die Aktion als solche ist also durchaus nachvollziehbar, fraglich bleibt die Personalie.  Meine spontane Ablehnung ruhte auf dem Auftreten van der Vaarts in der Öffentlichkeit und auf dem Platz. Zum ersten Punkt habe ich alles gesagt, zum Zweiten noch nicht. Der Messiaseffekt nach der Rückholaktion der #23 im Sommer ist längst verpufft und jetzt wartet der gemeine Fan seit Wochen und Monaten auf die Erfüllung der Erwartungen die dadurch geweckt wurden. Zu ergründen woran es liegt, dass Rafa das Spiel des HSV nicht wie gewünscht prägen kann würde jetzt den Rahmen vollends sprengen, Fakt ist aber er kann es nicht.

Nicht beurteilen kann ich das Auftreten vdVs innerhalb der Mannschaft. Zumindest zu Saisonbeginn haben gerade die jüngeren Spieler von seinem Auftreten geschwärmt (was sollen sie auch sonst sagen). Jetzt soll er laut Fink also NOCH mehr Verantwortung übernehmen. Dies wirft bei mir die Frage auf, warum er dafür die Binde braucht. Das diese für Heiko Westermann zuletzt zur Bürde wurde, war durch den Fernseher bis ins Wohnzimmer zu spüren, dürfte also auch einem van der Vaart, Adler, Aogo Jansen, oder wem auch immer nicht verborgen geblieben sein. Doch haben die ihren Kollegen dementsprechend unterstützt?

Die Entscheidung Finks für van der Vaart bleibt auf jeden Fall unglücklich, aber wer weiß ob die einzige sich aufdrängende Alternative (Adler) nicht gefragt wurde?
Tatsache ist, dass diese Entscheidung bei weiterhin ausbleibendem Erfolg auf Fink zurückprallen wird und zu einem Nagel in seinem Sarg werden könnte. Auch die markigen Grasfresserphrasen können von der ausbleibenden Entwicklung im Team nicht ablenken und dafür ist in erster Linie der Trainer verantwortlich.

NUR DER HSV!